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Falken mit gestutzen Flügeln (12.01.2005)





Noch des Sprayers Glück: Der Falkendom



Der Falkendom wird zu einem Falkennest: Der schon leicht angegraute Tempel der Alternativkultur wird renoviert und vor allem Kinder- und Jugendzentrum. Die Bedürfnisse der Jüngeren sollen verstärkt pädagogisch wertvoll eingebunden werden in allerlei Freizeitangebote. Die Folge: Das Abendprogramm des Doms mit Disko und Konzert wird zunächst für ein halbes Jahr ruhen und danach nur noch in abgespeckter Form fortgesetzt



Von Manfred Horn


Der Falkendom bekommt ein neues Konzept. Die Folge: Die Abendveranstaltungen im Kulturbereich pausieren und werden anschließend mit geringerem Umfang fortgesetzt. Am 11. Februar gibt es eine große Abschiedsparty, irgendwann im Sommer soll es nach Renovierung und Umbau weitergehen.

Der Falkendom, am unteren Ende der Meller Straße in der Nähe der Miele-Werke gelegen, gehört zu den bekanntesten Adressen der alternativen Szene in Bielefeld. Das Haus gehört der Stadt, verwaltet vom Imobilien-Service-Betrieb der Stadt. Mieter sind die Falken. Die ›sozialistische Jugend Deutschlands‹ gründete sich 1945 als Kinder- und Jugendverband. Verwurzelt sind die Falken in der ArbeiterInnenbewegung, sie verorten sich selbst als Teil der Familie sozialdemokratischer Organisationen.

Als Jugendverband waren die Falken immer ein bisschen linker als die pfeiferauchenden Genossen auf dem alten, oft auch unbeweglichen SPD-Tanker. Manchmal auch ein bisschen mehr: So traten die Falken in Bielefeld erstmals auf die Bühne, indem sie 1947 die ›Linke Baracke‹ gründeten, die spätestens 1968 für ordentlich Unruhe sorgte. Die Baracke war ein Knotenpunkt der lokalen 68-er Szene. Als das Haus der Erweiterung der Melanchton-Schule zum Opfer fiel, bot die Stadt einen Ersatz an: So kam Ende der 1970er der Umzug in das heutige Gebäude, der Falkendom entstand.

Der Falkendom etablierte sich schnell als beliebter Veranstaltungsort: Die Donnerstagsdisko war legendär und meistens hoffnungslos überfüllt. Draußen standen sich die meist jüngeren Besucher die Beine in den Bauch, um irgendwann doch noch reingelassen zu werden; um 1 Uhr gab’s das letzte, billige, Bier, danach schloss der Kneipenbereich, die Disko aber ging noch weiter. In den 1980ern traten bereits Künstler auf, die heute prominent sind: Ingolf Lück oder Helge Schneider beispielsweise.


Besucherzahlen rückläufig

Die Donnerstagsdisko gibt es auch heute noch, doch bereits seit den 1990ern sind die BesucherInnenzahlen des Abendprogramms im Falkendom rückläufig. Die Jugendkultur änderte sich, der Falkendom speist sein Publikum aus der Alternativszene, die kleiner und fragmentierter geworden ist. Die Konkurrenz wurde zahlreicher und größer: Forum, Movie oder Ringlokschuppen siedelten in Bielefelds Nachtleben. In 2004 gab es nochmals einen kräftigen Absacker: Rund ein drittel weniger Besucher hat Ulrich Göde, Hausleiter des Falkendoms, ausgemacht. Nichtsdestotrotz blieb der Dom Auftrittsort für allerlei Bands, sei es Rock, Metal, Hip-Hop oder Ska-Musik.

Nun ist der große Schnitt angesagt, verbunden mit einem deutlich wahrnehmbaren Bedauern bei denjenigen, die im Falkendom die Abendkultur-Arbeit tragen. Wann und wie es weiter geht, kann Göde nicht sagen: »Irgendwann im Sommer«. Am Konzept arbeiten die Falken gerade, welche Abendangebote übrig bleiben, ist ungewiss.