Webwecker Bielefeld: falkendom02

Falken mit gestutzen Flügeln (Teil 2)






Kann sein, dass Angebote wie ›Enter Sandman‹ dann nicht mehr neu aufgenommen werden, da will sich Göde nicht festlegen. ›Enter Sandman‹ ist seit Jahren die Metal-Disko des Doms. Einmal im Monat konnte samstags abends kräftig abgerockt werden, bis die E-Gitarren qualmen. »Eine gemütliche Party« sei dies immer gewesen, erzählt Sibylle Betke. Viel Alkohol, wenig Probleme, glückliches Publikum, mag die treffende Kurzformel lauten.

Das Problem: Die Metal-Szene in Bielefeld umfasst nicht viel mehr als 100 Personen, andere Diskoangebote gibt es nicht. Und auch keine weiteren Möglichkeiten, Konzerte zu veranstalten. »Wir hatten eigentlich für April eine große Party mit Live-Auftritten im Falkendom geplant«, erzählt Kossi Kossmann, der bei der Metalband Trapjaw spielt. Die Band wollte zusammen mit anderen ihre geplante CD präsentieren. Daraus wird jetzt nichts mehr. Auch zu Gunsten der Flutopfer in Südasien tritt Trapjaw zusammen mit anderen Metal-Bands auf: Am 15. Januar in der Schützenhalle in Bad Wünnenberg in den tiefsten Tiefen des Kreises Paderborn. So etwas wäre auch in Bielefeld denkbar, allerdings nur im Falkendom. »Es dauert lange, bis sich ein neuer Veranstaltungsort etabliert«, ist sich Kossmann sicher. Zumindest bis Sommer gilt nun: In Bielefeld wird es für die lokale Metalbandszene keine Auftrittsmöglichkeiten mehr geben.


Politischer Druck Richtung Kooperation mit Schule

Aber auch Projekte wie ›OWL rockt‹ sind betroffen: Deren Hip-Hop-Konzerte können ebenfalls nicht mehr im Falkendom stattfinden. Der Druck zu der Umgestaltung des Doms kommt von oben: Schließlich ist das Haus auf öffentliche Fördermittel angewiesen. Und die werden für Jugendzentren zunehmend in Richtung offene Kinder- und Jugendarbeit gelenkt. »Am stärksten werden zur Zeit Projekte aus dem Bereich Jugendhilfe mit Bezug auf Schule gefördert«, sagt Göde. So arbeitet der Falkendoms bereits mit benachbarten Schulen im Bielefelder Westen zusammen und will dies weiter ausbauen. Die Folge: Der dunkle und schon reichlich abgefeierte Falkendom wird im Erdgeschoss, wo auch der große Veranstaltungsraum ist, renoviert, im ersten Stock wird sogar umgebaut. Das Ziel: Ein freundlicherer Falkendom, der besser für die Kinder- und Jugendarbeit geeignet ist. Dabei bleibt der Abendkulturbereich zumindest während der Umbauarbeiten auf der Strecke, während die Tagesangebote an Kinder und Jugendliche reduziert weiterlaufen.

Der politische Rahmen ist so gesetzt, dass davon die Zukunft der zwei festen Mitarbeiter und der Honorarkräfte abhängt. Mit dem Abendprogramm allein kommt der Falkendom als Jugendzentrum nicht an die Zuschüsse heran, die es braucht. Und der Falkendom ist wie andere Einrichtungen nicht auf Rosen gebettet, er war von den Kürzungsrunden der vergangenen Jahre auf Stadt- und Landebene betroffen. Da der Tagesbereich mit Hausaufgabenhilfe, PC- und Sprachkursen oder Theater gestärkt wird, wird künftig die Abendkultur zurückgefahren. »Ein Theaterworkshop für 11 bis 14-jährige Mädchen und gleichzeitig baut eine Band für ein Konzert auf? Das geht nicht zusammen«, sagt Göde. Denn der Falkendom ist so gebaut, dass eine räumliche Trennung der verschiedenen Angebote nur bedingt möglich sei.

Reichlich Grund also, am 11. Februar noch einmal in den Falkendom zu gehen. Sicher ist: In dieser Form wird das Gebäude, das die Geschichte so vieler unterschiedlicher subkultureller Szenen der Stadt spiegelt, nicht mehr zu besuchen sein.


Der Falkendom im Netz: <a href="http://www.falkendom.com">http://www.falkendom.com