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Radstation nun vollautomatisch (12.01.2005)





Der Eingang der Radstation heute: Ein Metallzaun schützt vor unerlaubtem Zutritt. Für die einen mehr Sicherheit, für die anderen ein Bild wie von einem Gefängnis




In den vergangen Wochen wurde kräftig geschraubt, nun ist die Fahrradschleuse in der Radstation am Hauptbahnhof Realtität: Gegen den Willen vieler Stammkunden hat moBiel die Anlage aufgebaut, die künftig 24-Stunden Öffnungszeiten erlaubt


Von Manfred Horn

Gut zwei Monate wurde gebaut und probiert (WebWecker berichtete). Neujahr war es dann soweit: Der Betrieb im Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof läuft vollautomatisch. Punkt Mitternacht wurde der Computer hochgefahren. ›BicycleLock‹ heißt das System der Lübecker Firma ›Bike and Ride‹. Im Kern handelt es sich um eine Fahrrad- und Personenschleuse: Nur wer eine Chipkarte gekauft hat, kommt künftig noch mit seinem Fahrrad rein oder raus. Ähnliche Systeme hat die Firma bereits in Celle und Warendorf installiert. Aber nur in Bielefeld gibt es zwei nebeneinander angelegte Schleusen, die in beide Richtungen benutzbar sind, betont Gerhard Kutziewski, Mobilitätsberater bei moBiel.

moBiel hat das Fahrradparkhaus im Sommer 2003 von der Stadt übernommen. Seitdem versucht der Verkehrsdienstleister das Parkhaus, das inzwischen Radstation heißt, weil es an das Netz anderer Radstationen in NRW angeschlossen wurde, aufzupeppen. Denn die Nutzerzahlen sind nur mäßig, waren in den vergangenen Jahren sogar rückläufig. Die technische Neuerung der Fahrradschleuse soll nun neue Kunden werben: Schließlich sei das System sicher und die Radstation nun rund um die Uhr geöffnet, erklärt Kutziewski.

Mit dem Schleusensystem liege moBiel im Trend, auch andere Städte wie Luzern überlegten an einem ähnlichen Verfahren. Schleusen älteren Datums beschränkten sich auf eine Tür, die sich öffnete: Da ging nach vorhergehender Authentifizierung der Fahrradbesitzer mit seinem Fahrrad einfach durch. »Im Falle eines Falles aber auch mit zwei Fahrrädern«, sagt Kutziewksi. Diebstahl war so nicht ausgeschlossen. Das neue System BicycleLock hingegen erkennt die zwei Räder eines Fahrrades und öffnet die Schleuse nur dann: Also weder bei einem noch bei drei oder mehr Rädern.


Videoüberwachung soll Sicherheit erhöhen

Hinzukommen weitere Maßnahmen wie Videoüberwachung. Die Radstation wurde auch zuvor mit zwei Kameras überwacht, die in das Büro der Station vorne am Eingang übertragen wurden. Dort konnten die MitarbeiterInnen vor Ort draufschauen. Nun werden die Signale an die moBiel-Zentrale in Sieker übertragen und enden auf einer Monitorwand, wo auch die Videosignale der U-Bahn-Stationen und der Überwachung am Jahnplatz auflaufen. »Der Mitarbeiter in der Zentrale guckt aber nicht die ganze Zeit auf das Bild aus dem Parkhaus«, erklärt Kutziewski. Betätigt aber jemand im Parkhaus den Notknopf, soll das Bild helfen, die Situation vor Ort einzuschätzen und Hilfe herbeizuordern. Die Bilder würden einige Tage aufgezeichnet und dann gelöscht, alles im Rahmen der gesetzlichen Datenschutzbestimmungen, sagt Kutziewksi. Zudem gebe es auch noch Notausgänge. Rein kommen ohne Chipkarte ist also schwierig, rauskommen im Notfall auch an der Schleuse vorbei möglich.

Die Stammkundschaft indes ›is not amused‹. Sie war es zehn Jahre lang gewohnt, ins Parkhaus reinzurollen, die Dauerkarte hochzuhalten, abzusatteln, abzuschließen und in gebührender Eile zum Zug zu huschen. Gerade morgens ist jede Minute kostbar und alle irgendwie fast zu spät dran. In der Testphase im November und Dezember 2004, als die Schleuse schon aufgebaut war, aber keine Parkgebühren erhoben wurden, gab es ein Kritikbuch, das moBiel inzwischen wieder eingesammelt hat. Es lag auf der Ablage vor dem Büro am Eingang und was drin stand, dürfte moBiel wenig gefreut haben: Eine deutliche Absage an diese Form des technischen Fortschritts in zum Teil derber Sprache.