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Charta für die Pflege (19.01.2005)





Angelika Gemkow:
Recht auf menschenwürdige Pflege heute und morgen



Die CDU-Landtagsabgeordnete Angelika Gemkow und Vorsitzende der Enquete-Kommission ›Zur Situation und Zukunft der Pflege in NRW‹ hat eine Charta für Pflege vorgelegt. Ihr Ziel dabei: Die Pflegebedürftigen müssen heute und morgen ein Recht auf eine menschenwürdige Pflege haben. In den nächsten Jahren wird die Zahl derjenigen, die pflegebedürftig werden, nach oben gehen. Dies ist eine Folge der demographischen Entwicklung.



Die Charta umfasst zehn Punkte. Sie ist im Folgenden dokumentiert:

1.) Rechtzeitige Befassung der Menschen mit dem eigenen Alter und mehr gesellschaftliche Anerkennung der wichtigen Themen Alter und Pflege. Nicht nur über die Finanzierungsgrundlagen, sondern mehr über Inhalte der Pflege reden. Die Ursachen für Pflegebedürftigkeit sind wichtig. Wir brauchen Untersuchungen, warum Menschen pflegebedürftig werden und wie Pflegebedürftigkeit verhindert oder hinausgeschoben werden kann.

2.) Breite gesellschaftliche Anerkennung für Pflegekräfte und pflegende Angehörige. Bessere Koordinierung und Vernetzung sozialer Angebote.

3.) Für die Zukunft brauchen wir eine menschenwürdige Pflege mit Zuwendung und Herz. Die Menschen sollen in eine gute Pflege vertrauen können. Pflege ist Beziehung von Mensch zu Mensch. Geld allein pflegt keine Menschen. Trotzdem braucht die Pflege eine solide finanzielle Grundlage. Übermäßige Bürokratie und Überreglementierung im Pflegebereich müssen abgebaut werden, damit mehr Pflegende für die
direkte Pflegeleistung zur Verfügung stehen.

4.) Die soziale Kompetenz der Gesellschaft ist ein wichtiges Zukunftsthema. Nötig sind verpflichtende Schülerpraktika im Sozialbereich und Praktika für Manager, Politiker und sozialfernere Berufe. In Bewerbungen müssen soziale und ehrenamtliche Aktivitäten positiv bewertet werden.

5.) Keine Akzeptanz von Pflegemängeln, Pflegefehlern und fehlender Fachlichkeit.
Technik in der Pflege muss Pflegende unterstützen. Technik kann und darf zukünftig Menschlichkeit nicht ersetzen.

6.) Jeder pflegebedürftige Mensch muss täglich seine Mahlzeiten und in ausreichendem Maße Getränke/Flüssigkeit in dem Tempo erhalten, in dem er kauen und schlucken kann.

7.) Baden, Waschen, Körperhygiene sind ein Teil der Menschenwürde. Der pflegebedürftige Mensch muss täglich zur Toilette gebracht oder geführt werden. Windeln und Dauerkatheter als pflegeerleichternde Maßnahmen müssen Ausnahmen bleiben.

8.) Jeder pflegebedürftige Mensch muss (auf Wunsch) täglich die Möglichkeit bekommen, sein Bett zu verlassen und an die frische Luft zu kommen. Bewegung, Kommunikation und Gespräche sind Teil einer guten Pflege.

9.) Jeder Mensch hat das Recht auf ein Zuhause. Deswegen sollte jeder pflegebedürftige Mensch als Bewohner/in in Pflegeheimen Mitspracherecht bei der Auswahl des/der Mitbewohners/in im Doppelzimmer haben.

10.) Menschenwürdiges Sterben im häuslichen und stationären Bereich, Zuwendung und Zeit für Sterbende und Angehörige. Jeder pflegebedürftige Mensch muss die Sicherheit haben, dass er/sie nicht einsam und alleine sterben muss. Aktive Sterbehilfe darf es weder heute noch morgen geben.