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Kühlere Zeiten für den Schornstein (Teil 2)





Startdruck durch (v.l.n.r): Koji Toyama, Wolfgang Brinkmann, Toshifumi Mori, Axel Horstmann, Johann van der Kruk, Heinz Wellerdiek, Friedhelm Rieke, Andreas Wiebe und Horst Grube




Gas unter anderem von Gazprom

Das benötigte Gas kommt unter anderem aus Russland. Die Stadtwerke haben einen Liefervertrag mit Wingas abgeschlossen, ein seit 1993 existierendes Gemeinschaftsunternehmen der hundertprozentigen BASF-Tochter Wintershall und Gazprom. Zuvor hatten die Stadtwerke hauptsächlich auf Gasanbieter BEB und RWE gesetzt. Gazprom ist ein russisches Unternehmen. Es war in den vergangenen Wochen im Zusammenhang mit der dubiosen Zwangsversteigerung von Teilen des Yukos-Konzerns in den Blickpunkt geraten. Bei der Versteigerung der Gassparte von Yukos erhielt mittels einer Briefkastenfirma OAO Rosneft den Zuschlag. Zunächst war Gazprom für das Geschäft favorisiert worden, musste dann aber mangels Liquidität passen. Unter anderem hatte die Deutsche Bank einen angekündigten Kredit wegen drohender Konsequenzen auf dem US-Markt zurückgenommen. Inzwischen ist bekannt, dass Rosneft mit Gazprom fusionieren wird.

Für das neue Gas- und Dampfturbinenkraftwerk kann das Gas direkt aus der Leitung entnommen werden. Es hat genügend hohen Druck. Ebenfalls auf dem Gelände von Mitsubishi steht auch eine sogenannte Erdgaskonditionierungsanlage, die die Stadtwerke dort im Herbst 2004 eröffneten. Dort kann das von Wingas vertriebene hochkalorige Erdgas ( H-Gas) in das im Bielefelder Gasnetz übliche niederkalorigen Erdgas (L - Gas) umgewandelt werden. In dieser 400 Quadratmeter großen Anlage werden mittels einer sogenannten Erdgaskonditionierungsanlage durch Beimischung von Luft stündlich bis zu 25.000 Kubikmeter in der Stunde auf gleiche Verbrennungseigenschaften wie das in Bielefeld vertriebene Erdgas gebracht. Der Standort ist für die Stadtwerke ideal, die westdeutsche Wingas-Leitung führt direkt am Werk vorbei. Ein Teil des Gases nimmt Mitsubishi direkt ab für sogenannte Sattdampfkessel. Der Großteil wird von dort aus ins Bielefelder Netz eingespeist. Mittels der Anlage haben die Stadtwerke Anschluss an den sogenannten Spot-Markt, praktisch dem Gas-Schnäppchenmarkt, auf dem fast ausschließlich H-Gas gehandelt wird.








Zur Absicherung der Investition in das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk von immerhin 34 Millionen Euro haben die Stadtwerke einen 15 Jahre laufenden Strom- und Wärmeliefervertrag mit Mitsubishi abgeschlossen. So waren bei der Einweihung am Freitag alle Seiten zufrieden. Die Anlage wurde während des Festakts nicht heruntergefahren, um zu zeigen: Wir wollen die maximale Effizienz. Die Folge war allerdings, dass die geladenen Gäste sichtbar ins Schwitzen gerieten. Die Effizienz der Anlage erreicht noch nicht das denkbare Maximum: In der Halle war es ziemlich warm. Hinzukam das Brummen der Turbinen. Wer die Augen schloss, dachte, die Festreden würden auf einem Flughafen-Rollfeld in südlicheren Breitengraden gehalten.

Das Wesentliche war aber auch so zu verstehen. Die Stadtwerke sind glücklich über ein weiteres Stromeigenerzeugungs-Standbein. In der ersten Phase der Liberalisierung in den 1990ern hätten viele Energieunternehmen die Eigenerzeugung heruntergefahren oder ganz eingestellt. Wozu noch Energie erzeugen, wenn die Brennstoffe doch billig über die Pipeline kommen? Inzwischen kehre sich der Trend wieder um, betonte Friedhelm Rieke, Geschäftsführer der Stadtwerke. Die haben diese Entwicklung nicht mitgemacht. Die Stadtwerke pflegten ihre Beteiligungen: Kein Wunder, ist das Atomkraftwerk in Grohnde doch ein heftig sprudelnde Gewinnquelle. Darüber hinaus wird unter anderem auch von aus der Müllverbrennungsanlage im Bielefelder Osten Energie gewonnen, nun auch auf dem Mitsubishi-Gelände mittels Kraft-Wärme-Kopplung.