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»All those blond boys in black leather« (Teil 2)



Dazu schließt er sich zunächst charismatischen Senatoren wie Huey Long oder Radiopredigern wie Charles E. Coughlin an. Für den baut er eine gewaltige Plattform. Von dieser hält Coughlin Reden, 80.000 bis 100.000 Menschen strömen alleine in den Riverview Park in Chicago. Die Plattform entwarf Johnson nach dem Vorbild von Tribünen bei nationalsozialistischen Massenkundgebungen im Deutschen Reich.

1937 gründet Johnson eine eigene Gruppe mit dem Namen ›Youth and the nation‹, die wenig erfolgreich war. In den Folgejahren reiste Johnson immer wieder ins Deutsche Reich. 1938 nimmt er an einem ›Lehrgang für Ausländer‹ des Reichsprogagandaministeriums teil und hat einen Tribünenplatz beim Reichsparteitag in Nürnberg.

1939 fährt er vom Deutschen Reich aus ins noch nicht überfallene Polen. Er kommt ins Städtchen Markow und gerät aus Versehen ins Judenviertel. »Anfangs glaubte ich nicht zu wissen, wer das war außer die Leute so beunruhgiend wirkten, so völlig fremd. Das war eine andere Sorte Menschen, sie huschten hin und her wie die Heuschrecken. Schon bald merkte ich jedoch, daß sie Juden waren mit ihren langen schwarzen Mänteln, alle trugen schwarz und hatten Käppchen auf.«, schrieb er später.


Bombadierung Warschaus als »erregendes Schauspiel«

Ende 1939, Polen war inzwischen von der Wehrmacht überfallen worden, fährt er nochmals dort hin, akkreditiert als Kriegskorrespondent für die rechtsradikale US-Zeitung ›Social Justice‹. Seine Reiseerlebnisse schildert er in einem Bericht für die Zeitung: »Auf der polnischen Seite geschah es einmal, daß ich zunächst glaubte, in eine Gegend geraten zu sein, in der eine gräßliche Seuche ausgebrochen war. Die Äcker bestanden aus nichts weiter als Steinen, Bäume gab es nicht, und anstelle von Straßen nur Feldwege. In den Städten gab es kein Geschäft, kein Auto, keinen Bürgersteig und wieder keinen Baum. Auf der Straße waren nicht einmal Polen zu sehen, sondern nur Juden«. Er schreibt auch an die als Journalistin getarnte NS-Agentin Viola Bodenschatz: »Wir sahen Warschau in Flammen und die Bombardierung von Modlin. Es war ein erregendes Schauspiel«.

Es folgen einige Vorträge und Veröffentlichungen in den USA: 1938 verfasst er einen Artikel mit dem Titel ›Sind wir ein sterbendes Volk?‹, indem er die nationalsozialistische Ideologie auf die USA zu übertragen versucht. Er beklagt den Rückgang der Fruchtbarkeit, spricht vom Selbstmord der weißen Rasse und findet die Schuld in der in »eugenischer Hinsicht fehlerhaften« amerkanischen Philosophie des Individualismus und Materialismus.

Johnson beendet seine Versuche einer politischen Karriere 1940. Er kehrt zurück zur Architektur, wo er sein Ziel des ›hoch und weit‹ besser verwirklichen konnte als in der Politik. Kritiker sehen in ihm in der Folge einen »rich men`s architekt« der soziale Umwelt ausklammere.

Kritiker waren sich aber nicht so sicher, ob Johnson im Inneren auch mit seinen alten nationalsozialistischen Vorstellungen brach. Und das, bwohl er 1956 eine jüdische Synagoge und in der Folge ein Atomkraftwerk für Israel entwarf.

1962 fährt Rudolf August Oetker zusammen mit dem Architekten Cäsar Pinnau zu Johnson. Johnson erhält den Auftrag für den Entwurf der Kunsthalle, der ausführende Architekt vor Ort wird Pinnau. Peter Bode beschrieb 1968 in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung zur Eröffnung der Kunsthalle den »monumentalisierten, burgherrlichen und sogar Elemente aus faschistischer Zeit beschwörenden Baustil« des Hauses. Ihn erinnerte die Kunsthalle an ein Mausoleum.