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»Die Hilfe ist nicht gut koordiniert« (09.02.2005)



Die in Bielefeld lebende Mecklenburgerin Christin Lidzba ist zur Zeit in Sri Lanka. Im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist die Sozialwissenschaftlerin dort als Beraterin im sozioökonomischen Bereich tätig. Sie plant und koordiniert Hilfsmaßnahmen im Distrikt Hambantota im Süden Sri Lankas. Lidzba war bereits von Juni 2003 bis November 2004 dort, nun findet sie ein zerstörtes Küstenland und traumatisierte Menschen vor. So berichtet sie von falschen Tsunami-Alarmen. Es brauche nur jemand »Lauf« zu rufen, und die Menschen beginnen in Panik davon zu rennen.

Die GTZ ist zwar ein privates Unternehmen, es wurde aber 1975 vom Bund gegründet. Geschäftsfelder der Organisation, über die ein großer Teil der staatlichen Entwicklungshilfeprojekte abgewickelt wird, sind die internationale Zusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung. Zunehmend nimmt die GTZ auch Aufträge von privaten Unternehmen und internationalen Organisationen an, in 2003 machte diese bereits 14 Prozent des Umsatzes aus.

Die GTZ ist keine Soforthilfe-Organisation. In Sri Lanka wie auch in den anderen von der Flut betroffenen Gebieten wird sie mittelfristige Wiederaufbauarbeit leisten – und versuchen, die Bevölkerung mit einzubeziehen. Die Hilfsprogramme sind zunächst für ein Jahr geplant. Die GTZ ist sowohl in singhalesischen Süden der Insel wie auch im tamilischen Norden und Osten aktiv. Im Norden ist die Situation eine deutlich andere, es kommt erheblich weniger Hilfe an . Im Süden hingegen sind sowohl der Staat wie auch zahlreiche internationale Organisationen tätig.

Lidzba arbeitet im Distrikt Hambantota von der Stadt Tangalle aus, 40 Kilometer entfernt von der Flut ebenfalls stark betroffenen Großstadt Galle. Die Zerstörungen sind unterschiedlich: In Tangalle ist der Hafen zerstört, viele Menschen leben in Zelten, alleine in Tangalle finden sich drei Zeltcamps. Viele haben aber auch ein Zelt auf dem Grundstück von Verwandten aufgebaut. Die Menschen sind mit dem Nötigsten inzwischen gut versorgt: Viele Organisationen verteilen Essen und Haushaltsgegenstände, zudem gibt es kostenlose Lebensmittelcoupons.

Die GTZ hat im Distrikt in den vergangenen Wochen verschiedene Projekte angeschoben. Dazu zählen der Bau von Häusern und die Vergabe von Booten. Viele Häuser sind zerstört. So will das GTZ-Projekt in zwei Dörfern insgesamt 60 Häuser errichten. Die Menschen in der Küstenregion leben überwiegend vom Fischfang. Hier hat die GTZ zusammen mit anderen Organisationen Material gesammelt, um sieben Werkstätten für Bootreparatur einzurichten. Zudem werden aktuell 50 Boote mit kleinen Außenbootmotoren verlost. Zur Zeit werden die Boot-Verluste geprüft. Die Daten stimmen allerdings nicht immer ueberein, weil auch manche, die vorher kein Boot hatten, nun über diesen Weg versuchen an ein Boot zu kommen.

Aber auch der Bau von drei Kindergärten und eine Behindertenorganisation wird unterstützt, ein Krankenhaus wird komplett renoviert. In einem weiteren Projekt werden besonders Frauen gefördert: Viele Frauen sind zur Zeit in einer fragilen Situation. Sie haben teilweise noch mehr Arbeit, weil sie zusätzlich verwaiste Kinder aufgenommen haben. Auch der finanzielle Druck ist durch die Aufnahme von Opfern aus der Großfamilie gewachsen. Die Frauen sollen im Haushalt bleiben können, anderseits soll ihnen ein zusätzliches Einkommen ermöglicht werden.


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