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Mit dem Nötigsten versorgt (09.02.2005)





Der Bielefelder Sivasothy Varatharajah inmitten eines zerstörten Dorfes


Von Manfred Horn

Bielefelds Partnerregion Mullaittivu liegt im Nord-Osten der Insel Sri Lanka. Sie wurde von der Flutwelle stark getroffen: 2.765 Tote und 2.590 Verletzte wurden bei einer Gesamtbevölkerung von rund 120.000 Menschen gezählt. Die Behörden registrierten circa 3.400 völlig zerstörte Wohnhäuser, weitere sind zumindest teilweise zerstört. Hinzu kommen zerstörte Schulen und weitere öffentliche Gebäude.

Etwa 90 Prozent der Einwohner von Mullaittivu lebten vom Fischfang. Durch die Zerstörung ihrer Boote und Netze existiert jetzt dafür keine Lebensgrundlage mehr. Die Regierung selbst ist nicht vor Ort, die Hilfe wird von internationalen Organisationen geleistet. Es nicht möglich, dorthin direkt Hilfsgüter zu transportieren. Alle Hilfsgüter laufen zentral über die Regierung in Colombo, die dann über die weitere Verwendung entscheidet.

In Bielefeld leben circa 1.200 Tamilen, die vor dem Bürgerkrieg und der Unterdrückung durch die srilankische Regierung geflohen sind. Zum Teil sind sie eingebürgert, andere haben einen festen Aufenthaltstitel, es gibt aber auch etliche, die einen unsicheren Status haben und in Unsicherheit leben, wieder zurück nach Sri Lanka zu müssen. In Bielefeld hat sich seit Jahren der ›Tamlische Kultur- und Bildungsverein‹ etabliert. Er trifft sich im ›Internationalen Begegungszentrum‹ (IBZ) in der Teutoburgerstraße. Der Verein ist in die Partnerschaft mit der Region Mullaittivu einbezogen. Delucia Xavier, die auch Mitglied im Migrationsrat der Stadt ist, und Sivasothy Varatharajah, Vorsitzender des Tamilischer Kultur- und Bildungsvereins, sind zudem ansprechbar: Im Eingangsbereich des Alten Rathauses ist ein Büro improvisiert worden. Xavier und Varatharajah leisten von dort aus Koordinierungsarbeit, sind aber auch für Fragen offen.

In Mullaittivu sind inzwischen alle Menschen mit dem Nötigsten versorgt, wie Sivasothy Varatharajah berichtet. Er war in der vergangenen Woche vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Zerstörung zu machen. »38 Dörfer sind komplett zerstört«, berichtet er. Viele Menschen leben nach wie vor in Camps, also Zeltlagern. Vor Ort seien internationale Organisationen wie UNHCR, CARE, UNICEF, GTZ oder die Welthungerhilfe. Vom Wideraufbau ist noch nicht viel zu sehen, wie in anderen Gebieten auch entstehen aber Übergangshäuser. Im Gegensatz zum Süden der Insel ist die Infrastruktur schlecht, der Transport der Hilfslieferungen nicht einfach. Hinzu kommen die politischen Schwierigkeiten, in einem von der Regierung mit Misstrauen beäugten Gebiet zu arbeiten. Auch der Bürgerkrieg hat problematische Altlasten hinterlassen: Es besteht bei den Aufräumarbeiten die Gefahr, auf freigespülte Minen zu treffen.

In Mullattivu ist die LTTE, eine tamilische Organisation mit militärischem Arm, der Ansprechpartner vor Ort. Sie hat ein Planungs- und Entwicklungsamt eingerichtet, dass die Hilfe vor Ort koordiniert. Der srilankische Staat ist nicht vertreten. Varatharajah schätzt, dass die Wiederaufbauarbeiten lange dauern werden. »Im Gegensatz dazu könnte sie in Städten wie Galle in einem halben Jahr abgeschlossen sein«. Viele Hilfsprojekte konzentrieren sich auf den singhalesischen Süden. Dort klagen Entwicklungshelfer inzwischen darüber, dass sie nicht mehr wissen, wie sie die mit den großen Mengen an Spenden zurechtkommen sollen, weil konkrete Projekte fehlen: »Wir könnten mit dem Geld inzwischen den ganzen Süden mit Autobahnen pflastern«, heißt es hinter vorgehaltener Hand.