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Autsch, Herr Biberstein! (Teil 2)



Tabu war auch das Thema des Berliner Kollegs im Mai 2004, genauer »Meinungsfreiheit und Tabu«. Das Kolleg wurde zum siebten Mal von der JF und dem ihr nahe stehenden Institut für Staatspolitik veranstaltet. Da war auch der Ex-Brigadegeneral Günzel zu Gast, der sich seit seiner Entlassung aus der Bundeswehr in rechtsextremen Kreisen tummelt. Bei einer solchen Veranstaltung im vergangenen Jahr wurde er von der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck aus dem Vlothoer Collegium Humanum als »Ehrenmann« bezeichnet. Nach Angabe der JF riss der wegen seiner Hohmann-Unterstützung gefeuerte Ex-General die 600 Besucher des Kollegs »zu Beifallsstürmen mit«. Natürlich waren da auch der Herr Hohmann und der Herausgeber der Jungen Freiheit, Dieter Stein, der in seiner Rede das »totalitäre Klima« in diesem Land beklagte. Schuld daran sei die Political Correctness, durch die Persönlichkeiten wie bei einer »Art Säuberung erledigt werden sollen«, soll er laut seiner Wochenzeitung gesagt haben.

Waren Sie, Herr Bieberstein, als eine solche Persönlichkeit auch bei diesem – doch eher rechten – Kolleg? Oder mussten Sie dahin, weil Ihr Buch in der den Veranstaltern verbundenen edition antaios erschien? Oder ist die »Junge Freiheit«, die Ihre Teilnahme am Kolleg vermeldet, etwa auch an der »»Treibjagd« in Bielefeld« gegen Sie beteiligt? Aber immerhin räumt die Wochenzeitung ein, dass zwischen Ihnen und Dieter Stein noch der Herr Hohmann nebst Gattin saß.

Über diese »Treibjagd« berichtet laut Ihrer Gegendarstellung auch Fritz Schenk in seiner Dokumentation »Der Fall Hohmann«. Der Herr Schenk war übrigens auch in Berlin, für ihn, als Kämpfer für Tabubrecher wie Hohmann, natürlich Ehrensache. Schenk vergleicht den Beschluss des CDU-Parteigerichts zum Ausschluss Hohmanns mit den Tiraden von Volksgerichtshof-Präsident Freisler gegen die Attentäter vom 20. Juli 1944. Und dass Herr Schenk in seinem Buch die Rehabilitation von Hohmann und Günzel fordert, dürfte ihrer Sache wohl auch nicht förderlich sein. Aber vielleicht erwähnten sie ihn ja, weil er sich bei der Herbsttagung 2004 des Bundes Junges Ostpreußen über diese Treibjagden beklagte. Das haben Sie schließlich ein Jahr zuvor bei der gleichen Vereinigung auch getan.

Sie führten als Beleg für die Unbedenklichkeit ihres Buches an, dass es »inzwischen auf den Buchregalen der Jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem« steht. Ich habe bei der Jüdischen Nationalbibliothek nachgefragt. Dass das Buch da stehe, verleihe »keinen Stempel der Billigung des Inhalts des Buches«, teilte mir dazu diese Bibliothek mit.

In der Stellungnahme der Bibliothek heißt es weiter: »Das Buch ist in unserer Bibliothek erhältlich. Wie auch immer, die Bibliothek hat eine große Sammlung antisemitischer Schriften, weil diese das Schicksal des jüdischen Volkes beeinflusst haben und für dokumentarische Zwecke wichtig sind. Bibliotheken in demokratischen Ländern haben in ihren Regalen aus vielen Gründen ausgesprochen ärgerliche Bücher«. »Ärgerlich« ist die mildere Übersetzung des verwendeten Wortes »distasteful«, der Langenscheidt bietet als Bedeutung auch »widerwärtig« an.

Nicht nur ungeschickt, sondern entlarvend ist aber, dass sie vor den Namen eines Kritikers, dem Kommunisten Max Brym, in Klammern das Adjektiv »jüdisch« setzen. Diese Methode kennt man – von Antisemiten. Da sag ich nur: Autsch, Herr Bieberstein! Denn eigentlich war durch das Verhalten von Studierendenschaft, Rektorat und Bibliotheksleitung in der Universität Gras über »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« gewachsen.