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Der Merkur ist erloschen (16.03.2005)





Das neue Fundament steht schon:
Was darauf montiert wird, ist ein Geheimnis




Die Nacht- und Nebelaktion des Bauamts sorgte für das öffentliche Aus des Merkurbrunnens: In der vergangenen Woche wurde er demontiert. Er soll nun auf dem Bunnemannplatz wiederaufgestellt werden. Das kostet wahrscheinlich 60.000 Euro, weil der Brunnen dort nicht ohne Weiteres in Betrieb gehen kann



Von Manfred Horn

Die Grünen-Fraktion sieht in der Demontage des Brunnes »kein gutes Omen«, die Bürgernähe spricht von »oberpeinlich«: Anfang der vergangenen Woche rückten Bauarbeiter auf dem Alten Markt an und bauten den Merkurbrunnen ab. Er wurde bei der Baufirma Quakernack zwischengelagert und soll auf dem Bunnemannplatz wieder aufgebaut werden.

Vorausgegangen war ein wochenlanger Streit über den Verbleib des Brunnens auf dem Alten Markt. Die Bürgernähe sammelte fleißig Unterschriften für den Erhalt und bekam über 3.000 zusammen. SPD und Grüne stimmten der Demontage schließlich zu, verknüpft mit der Bedingung, dass der Brunnen auf dem Bunnemannplatz, der in der Altstadt nahe des Hotels Merkur liegt, wieder aufgebaut wird.

Der Brunnen wurde im Rahmen der bevorstehenden Altstadtsanierung entfernt. Die soll im April losgehen und betrifft auch den Alten Markt. Entsprechend sollte der Brunnen vorab abgebaut werden. Die Verwaltung gab aber vorab an, dass dies Ende März erfolgen werde. Noch am 16. Februar hatte das Amt für Verkehr in einer Anlage zum Protokoll der Kulturausschusssitzung mitgeteilt, dass die Demontage des Merkur-Brunnens »zu Beginn der Pflasterarbeiten im Bereich des Alten Marktes am 29. 03. 2005 erfolgen (wird)«.

Nun hat man den Abbau um drei Wochen nach vorne gezogen. Möglich, dass die Verwaltung damit Fakten schaffen wollte, um den Bürgerprotest zu stoppen. Dies sieht Enno Linkmeyer, Ratsherr der Bürgernähe, so. Die Unterschriftenaktion ist nun zu Ende, weil das Objekt der Willenserklärung abhanden gekommen ist. Zumindest am ihm zugedachten Platz.

Auch die Grünen sprechen davon, dass die Verwaltung Angst vor dem Bürgerprotest hatte und deshalb so schnell und ohne die Politik und Öffentlichkeit zu informieren, abgebaut hat. Aus ihrer Sicht zeugt diese Vorgehen weder von Souveränität der Verwaltung, noch ist es ein Beitrag zur Transparenz vor Verwaltungshandeln. »Von der Verwaltung fordern wir detaillierte Aufklärung, wer den Abbau des Brunnens wann beauftragt hat und aus welchem Grund ein vorzeitiger Abbau für nötig gehalten wurde«, empört sich Dieter Gutknecht, grünes Mitglied der Bezirksvertretung Mitte. »Die Verwaltung hat keine Ahnung, wie sie mit der Öffentlichkeit umgehen kann«, ergänzt Linkmeyer von der Bürgernähe.


Die Öffentlichkeit weiß nicht, was nun kommt

Die Nacht- und Nebel-Aktion erfolgte, obwohl die politische Debatte noch nicht zu Ende war. So ist der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt, wie die neue Skulptur auf dem Platz aussehen wird. Denn die soll den alten Merkurbrunnen ersetzen. In der Februar-Sitzung der Bezirksvertretung Mitte hatten die Grünen beantragt, den Entwurf des geplanten neuen Brunnen zunächst der Öffentlichkeit vorzustellen. Dieser Antrag wurde mehrheitlich beschlossen, aber nicht umgesetzt. Eine öffentliche Veranstaltung hat es bis heute nicht gegeben. Das Thema wird zwar weiter behandelt und steht bei der nächsten Bezirksvertretungssitzung wieder auf dem Plan. Dort soll auch die Verwaltung Rede und Antwort stehen. Da die Sitzungen öffentlich sind, können sich Bürger dort informieren. »Das ist aber etwas anderes als eine eigene Informationsveranstaltung«, sagt Linkmeyer. Die hätte an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit stattfinden können, so dass viele Bürger teilnehmen können.