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Marktkauf ohne Dialog (23.03.2005)



Von Manfred Horn

Der zum AVA-Konzern gehörende Marktkauf will umziehen: Der jetzigen Standort Friedrich-List-Straße wird aufgegeben, einige hundert Meter weiter stadtauswärts auf der anderen Seite der Arthur-Ladebeck-Straße wird auf dem Gelände der ehemaligen Seydel-Fabrik ein neuer Marktkauf entstehen. Das ganze soll in den kommenden Monaten passieren, der Konzern will die Planungen bis zur Jahresmitte abschließen. Das Unternehmen, hinter dem Edeka steht, ist sich seit Monaten mit Oetker einig: Der Lebensmittelhersteller will das Marktkaufgelände auf der Friedrich-List-Straße übernehmen.

Der neue Standort auf dem ehemaligen Seydel-Gelände, der nach Auskunft der AVA 30 zusätzliche Arbeitsplätze bringen soll, an der Deckert-Straße wirft aber mehr Fragen auf als zunächst angenommen. Vor zwei Wochen kam es in der Bezirksvertretung deswegen zum kurzzeitigen Eklat: SPD- und Grüne Abgeordnete verließen den Saal, um eine Entscheidung über das Bauvorhaben hinauszuzögern. Den bei der Sitzung fehlten zwei ihrer Vertreter, die knappe Mehrheit wäre dahin gewesen. CDU und FDP hätten wohl ohne zu Zögern für die Verwaltungsvorlage gestimmt. Die Wogen haben sich seitdem nicht wirklich geglättet.


Bestmöglicher Schutz für die Anwohner

Die Grünen erklären inzwischen, ihnen ginge es keineswegs um eine Verhinderung des neuen Standorts, man habe lediglich die »Unklarheiten, die sich aus der 113-seitigen Vorlage ergaben, ordentlich abarbeiten« wollen. So habe der Bezirksvertretung bei der Sitzung ein Gutachten über Verkehr, Luftschadstoffe und Lichtimmissionen noch nicht vorgelegen. Darüber hinaus seien in der Verwaltungsvorlage Änderungen eingefügt worden, die eine»gravierende Zunahme« des Verkehrs in der Deckertstraße bewirkt hätten, beispielsweise ein zusätzlicher Anlieferverkehr für die Läden im Marktkaufe. Die Grünen erklären weiter, ihnen sei es wichtig, für die Anwohner den bestmöglichen Schutz zu erreichen.

Dazu gehört für die Grünen, dass nur eine Einfahrt auf das Marktkaufgelände führen soll, die geplante Ausfahrt sei zu streichen. Begründung: Zu gefährlich. Die Ausfahrt gefährde die Fußgänger, darunter auch Schulkinder. Schon jetzt sei die Deckertstraße »erheblich belastet«. Auch sei der Anlieferverkehr für die Konzessionäre, also diejenigen, die im Marktkauf eigene kleine Geschäfte betreiben, an der Deckertstraße zu streichen. Die eigene Ein- und Ausfahrt für diese Geschäfte gefährde ebenfalls Fußgänger, insbesondere Schulkinder und Behinderte. Gerade bei den behinderten Einwohnern der benachbarten von Bodelschwingschen Anstalten ist der Marktkauf sehr beliebt.


»Sex-Shop unangebracht«

Weiter wollen die Grünen, dass die Lärmschutzwand Am Sandhagen verlängert wird. In der Höhe der geplanten Anlieferungsstelle soll die Wand mit Plexiglas verlängert werden. Auch seien die Lüftungsaustritte im neuen Gebäude so zu legen, dass sie die Anwohner möglichst wenig stören. Sie erreichen 20 Dezibel. Dies liegt zwar unter den Grenzwerten, das entstehende Geräusch ist aber dennoch gut hörbar. Bedenken äußern die Gadderbaumer Grünen an der Planung des Marktkauf, in das neue Geschäft einen Sex-Shop zu integrieren. Der Shop der Kette ›Orion‹ würde sich im Marktkauf einmieten. Der Marktkauf werde aber von vielen Schülern besucht, ein Sex-Shop im Kaufbereich von Kindern ohne Elternbegleitung sei »fragwürdig und unangebracht«. Auch fragen sich die Grünen, ob die von Bodelschwingschen Anstalten zu dieser Problematik kontaktiert worden seien.

In der vergangenen Woche kam dann der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss zusammen: Hier gab es für die Änderungsvorschläge der Grünen keine Mehrheit. Einzig die Lärmschutzwand wird von der Verwaltung geprüft. Nun liegt die letzte Entscheidung beim Rat der Stadt, der die Baupläne als letzte Instanz genehmigen muss. Bis dahin sind jedoch auch noch Eingaben von Bürger möglich, die Änderungen an den Bauplänen wollen.