Webwecker Bielefeld: dorfpunk03

Dorfpunk im Kamp (Teil 3)



Bist durch diesen Namenswechsel jetzt von Deiner Identität gelöst und hast damit abgeschlossen?

Auf eine gewisse Art und Weise ja. Dieser bürgerliche Name war ein Name mit dem mich Leute heranzitiert haben, die Macht über mich hatten. Der Name den ich jetzt habe taucht in keinem Ausweis auf und ist bei keiner Behörde geführt, ist also wenn man so will ein freier Name. Wenn ich Post von der Behörde bekomme, dann kriege ich die immer noch unter dem alten Namen und gehe dann auch mit dem alten Namen dahin. Aber eigentlich bin ich ein anderes Wesen das mit diesem bürgerlichen Namen nichts zu tun hat. Ich bin natürlich trotzdem noch verfügbar für Leute die an mich ran wollen. Aber die meisten Menschen kennen mich unter meinem selbstgeschaffenen Pseudonym.


Also hat es sehr viel mit Selbstbestimmung zu tun?

Total, genau.


Die Berliner Band Mia hat probiert den Pop zu nationalisieren. Jetzt ist die ganze Diskussion um die Deutschquote im Radio entbrannt.

Ich glaube, dass das im Fall von Mia unreflektierter Romantizismus war. Ich denke nicht, das sie ernsthaft reaktionär sind sondern da sehr einfach denken. Ich verstehe wenn man sagt, das man sich nicht permanent dafür schämen will das man deutsch ist. Ich benenne aber gar nicht das ich deutsch bin. Das ist mir total egal. Ich habe damit keine Probleme. Die Idee zu sagen: ›Ich möchte aber betonen dürfen das ich Deutscher bin‹ finde ich sehr naiv, um nicht zu sagen dumm. Mia hat Geister beschworen die sie nun mit sich rumschleppen. Das ist mir bei denen aber total egal weil mir die Band auch total egal ist. Die meisten Leute die jetzt mit dieser Debatte zu tun haben wo es zum Beispiel um die Deutschquote im Radio geht, distanzieren sich ganz selbstverständlich davon. Ich auch obwohl ich auch davon betroffen wäre. Wenn es mehr deutsche Musik im Radio gebe, dann würde es mehr deutsche Scheiß-Musik im Radio geben. Die eigentliche Forderung müsste einer Qualitätsquote sein. Es müssten mindestens fünfzig Prozent gute Songs gespielt werden. Und wer soll das entscheiden was die gute Musik ist?


Du!

Ich habe mich auch schon angeboten. Es sollte zumindestens dreißig bis vierzig Prozent Independent Musik sein, die im Radio gespielt wird. Damit die Leute nicht immer nur Drecksfraß vorgesetzt bekommen sondern etwas was sie anspricht und auch zum denken anregt und was sie mit ihren Hörgewohnheiten anders umgehen lässt.


Du hast ein Lied, in dem du singst ›Du wählst CDU darum mache ich Schluss mit dir‹.
Stehst du immer noch zu dem was du damals gesagt hast?

Dieser Song ist in erster Linie nicht ein Song gegen die CDU. Mir ging’s erst mal darum, das man den Namen einer Partei nennt der total banal klingt. ›Du wählst CDU und darum mach ich Schluss mit dir‹ klingt sehr banal und diese Verquickung hat mich Schmunzeln lassen. Wir haben das dann auch verschiedenen SPD-Landesverbänden zum Wahlkampf angeboten. Die haben aber ganz erschreckt abgelehnt. Das war denen zu strange Ich bin selber Wahlboykoteur und glaube an den etwas banalen Spruch »Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten«. Es gibt zwar Parteien die ich eher favorisieren würde als andere. Letztendlich müssen wir aber gemeinsam auf die Revolution warten.