Webwecker Bielefeld: zabinterview02

»Mit Menschen menschlicher umgehen« (Teil 2)



Sie sprachen ja auch davon, dass die ZAB eine ganz zentrale Rolle bei Abschiebungen spielt. Wie sieht die denn aus?

Wenn die Ausländerbehörden jemanden abschieben wollen, dann melden sie das der ZAB und die übernimmt die Beschaffung von Passersatzpapieren für diese Menschen. Dann sorgen sie dafür, dass die Leute, die sozusagen »freiwillig abgeschoben werden«, mit dem Bus von Bielefeld nach Düsseldorf kommen. Die ZAB führt aber zusammen mit den lokalen Ausländerbehörden auch die zwangsweisen Abschiebungen durch, bei denen die Leute aus den Wohnungen rausgerissen werden. Und sie führt insbesondere auch die Abschiebungen aus der Abschiebehaft heraus durch. Auch das geht leider nicht immer friedlich vonstatten. Es gibt immer wieder Menschen, die wirklich Todesangst vor der Abschiebung und ihrer Rückkehr ins Heimatland haben und sich dann auch entsprechend wehren. Da geht die ZAB dann oft sehr rabiat vor. Es gibt immer wieder Berichte, dass Flüchtlinge auf sehr unmenschliche Art und Weise gefesselt wurden, zum Beispiel, dass die Hände auf den Rücken und die Füße gefesselt worden sind und das Ganze auch noch an den Bulli geschnallt worden ist. Das ist unmöglich.


Was ist denn die Forderung von Flüchtlingsinitiativen und dem Flüchtlingsrat NRW im Speziellen?

Es müsste erst einmal grundsätzlich überlegt werden, dass man hier ein ganz anderes Gebilde schafft, man muss erst mal sehen, dass man den Menschen gerecht wird in der ganzen Situation. Ein Flüchtling, der nach Deutschland flieht, muss erst einmal die Möglichkeit haben, sich hier zu akklimatisieren, sich einzuleben in dieses Land, bevor man ihn befragt. Es wäre sinnvoll da Menschen einzustellen, die mit ihm umgehen können, Sozialarbeiter und dergleichen, damit er erst einmal zur Ruhe kommt in irgendeiner Form.


Sozialarbeiter oder Psychologen gibt es da nicht?

Nein, die sind so einfach nicht vorgesehen, das ist einfach der blanke Amtsschimmel. Es sind auch so Kleinigkeiten, zum Beispiel dieser Warteraum: Warum müssen da Gitter sein, warum gibt es zu wenig Sitzplätze, warum kann man das nicht freundlicher gestalten, warum kommen da nicht ein paar Blumen rein? Warum müssen bei der Befragung der Betroffenen diese Schreibtische dazwischen, warum kann man da nicht eine gemütliche Atmosphäre schaffen, wenn ich die Menschen befragen möchte? Das sind nur so kleine Symptome für ein ganz großes System, was da einfach falsch ist. Warum sind in den 25 Standardfragen, die gestellt werden, alle möglichen Fragen nach Namen oder Fluchtweg, aber nur eine Frage, warum der Mensch nach Deutschland gekommen ist und hier Asyl haben will? Man muss mit den Menschen einfach nur menschlicher umgehen.


Die Demonstration für die Abschaffung der ZAB beginnt am Samstag, den 9.April 2005 um 13 Uhr am Bielefelder Hauptbahnhof.