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Bazillus Hermannslauf (Teil 2)



Entschädigt werden die Teilnehmer mit wunderschöner, abwechslungsreicher Landschaft. Angespornt von den zahlreichen Fans – »das kann einen schon beflügeln« – wächst jeder über sich hinaus. Rund 40.000 Zuschauer stehen am Wegesrand, allein 10.000 säumen den zwei Kilometer langen Zieleinlauf auf der Promenade der Bielefelder Sparrenburg. »Das Gefühl lässt sich nicht beschreiben, da muss man mitgelaufen sein«, schwärmt Horst Szuba, der neben dem Hermannslauf auch schon mehrere Marathons bewältigte.


Mit 82 Jahren über die Zielgerade

Preisgelder gibt es nicht. Die Sieger bekommen eine Trophäe, einen Kranz und werden von den Zuschauern wie Helden gefeiert. »Der Hermannslauf ist eine Breitensportveranstaltung und soll es auch bleiben – das macht ja gerade den Reiz aus«, findet Horst Szuba. Viele hat der Bazillus Hermannslauf trotz der Strapazen voll erwischt: Wer mehr als zehn Mal am Lauf teilgenommen hat, zählt zu den echten »Hermännern« und wird mit einem Abzeichen in Silber geehrt. Für die 25. Teilnahme gibt es das goldene Abzeichen.

»Vier Männer haben sogar alle 33 Läufe mitgemacht«, weiß Horst Szuba. »Unser ältester Teilnehmer Heinrich Blümchen aus Herford ist 84 Jahre alt und bis 2002 als Läufer gemeldet gewesen. Jetzt wandert er die Strecke.« Den Rekord bei den Männern hält Rene Witt aus Oelsnitz, der die Strecke in 1:43:09 bewältigte. Bei den Damen nimmt Doris Koslowski aus Hiddesen mit 1:59:27 die Spitzenposition ein. »Aber wir warten selbstverständlich auch auf den letzten Teilnehmer. Jeder, der ankommt, ist ein Sieger.«

Wenn an einem Tag Tausende gleichzeitig durch den Teutoburger Wald laufen, bedarf das einer minuziösen Organisation. Fast ein Jahr beträgt die Vorlaufzeit. »Das liegt daran, dass der Verein jedes Jahr erneut überregionale Genehmigungen einholen muss. Die Strecke verläuft durch privates Waldgebiet und durch den Senner Truppenübungsplatz. Die Polizei in Detmold und in Bielefeld sorgt dafür, dass der Verkehr nicht zusammenbricht. Feuerwehr und Rotes Kreuz sind selbstverständlich auch vor Ort.«

Doch der Hermannslauf lebt auch von seinen rund 700 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des TSVE 1890 Bielefeld e. V. und zahlreicher befreundeter Vereine. Sie haben im Vorfeld die Strecke ausgeschildert, reichen den Sportlern Getränke und Essen an den fünf Versorgungsstationen, sammeln den Müll ein, transportieren die Säcke mit der Kleidung der Läufer von Detmold nach Bielefeld und händigen sie dort wieder aus.


Training für einen besonderen Lauf

Wer an einem der zehn beliebtesten Volksläufe Deutschlands (Auszeichnung der Leser des Magazins Laufzeit in 2003) teilnehmen möchte, muss entsprechend trainieren. Der TSVE Bielefeld bietet daher ein Vorbereitungstraining an, das etwa ein Jahr vorher beginnt. Wie erfolgreich dieses Training sein kann, bewies Heike Mohn. Die Bielefelderin kam so zum Laufsport und siegte 2003 mit einer Zeit von 2:05:59.

Nach zwei Stunden ist Horst Szubas Tag freilich längst noch nicht vorbei. 12 bis 14 Stunden ist er im Einsatz. »Der Lauf hat beinahe etwas Familiäres – einige Läufer erkennt man immer wieder. Manche Vereine laufen kostümiert, ein Riesenspaß. Ein Dudelsack-Korps spielt immer bevor es losgeht und gibt dann die Instrumente ab. Kurz vor dem Ziel, auf der Sparrenburg-Promenade, werden die Instrumente wieder überreicht und sie überqueren musizierend die Zielgerade.« Der Hermannslauf ist eben ein ganz besonderer Lauf.

Kontakt: Horst Szuba, Leitungsteam, TSVE 1890 Bielefeld e.V., Telefon 88 60 00, eMail email@tsve1890.de, www.tsve1890.de

Näheres auch unter www.hermannslauf.de

Weitere Bielefelder Geschichten unter www.bielefeld-bewegt.de


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