Webwecker Bielefeld: villa02

Aktiv unter einem Dach (Teil 2)



Andreas Schüssler: Mir ist das Politische am Projekt besonders wichtig. Noch ist es ein reines Wohnprojekt. Mir wäre es aber auch wichtig, dass bei uns Leute zusammen wohnen, die auch gemeinsam arbeiten, ehrenamtlich oder bezahlt, wie auch immer. Es wäre schön, wenn sich bei uns noch Leute melden, die sich das für sich vorstellen können.

Was zählt noch für Sie in der Gemeinschaft »Stattvilla«?

Ursel Sickendiek: Toleranz, Solidaritätssinn, Hilfsbereitschaft, Kritikfähigkeit, ein gewisses Maß an Selbstreflexivität und Kommunikationsbereitschaft.

Annedore Hof: Da schließe ich mich an. Verlässlichkeit ist mir noch sehr wichtig.

Andreas Schüssler:Solidarität nach innen und nach außen.

Ursel Sickendiek: Konkret könnte unser politisches Engagement so aussehen, dass sich in unserem Gemeinschaftsraum auch mal eine Gruppe aus der Nachbarschaft trifft, die vielleicht eine Bürgerinitiative gründen will. Wir haben auch mal gesagt, wir hätten gern eine Plakatwand am Haus, auf der das Motto der Woche steht.

Andreas Schüssler:Es gibt tausend Sachen in unserer Gesellschaft, die man kommentieren kann. So eine Plakatwand wäre eine schöne politische Gelegenheit und eine starke Außenwirkung des Projekts.

Warum möchten Sie eigentlich lieber selbst bauen, als sich ein fertiges Haus zu kaufen?

Annedore Hof: Natürlich haben wir uns auch Altbauten angeguckt. Die waren aber wirklich sehr groß und wir hätten so viel umbauen und Geld reinstecken müssen, dass wir gesagt haben, das schaffen wir nicht. Manche freuen sich auch gerade darauf, in einen Neubau zu ziehen, weil man den auf den Quadratmeter genau so planen kann, wie man ihn nutzen möchte. Ich werde zum Beispiel im Wohnprojekt nicht mehr so viel Platz brauchen wie bisher. Wenn ich den Gemeinschaftsraum auch nutzen kann für Treffen mit Freunden, einen Geburtstag oder so was, brauche ich allein kein großes Wohnzimmer mehr.

Ursel Sickendiek: Es gibt auch Leute im Projekt, die beim Neubau auf ein Niedrigenergiehaus Wert legen. Das ist beim Altbau sicher schwerer herzustellen.

Annedore Hof: Natürlich können Altbauten sehr viel Charme haben. Gestern habe ich ein schönes Haus gesehen, perfekt, groß und mit einem Park dahinter, fantastisch – liegt aber leider überhaupt nicht da, wo wir ihn gern hätten. Wir möchten in der Stadt wohnen. Mit Gemeinschaftsräumen, Werkstatt, gemeinsamen Gästeräumen... wenn wir das alles realisieren könnten, wäre das sehr schön.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn’s fertig ist?

Annedore Hof: Auf einen großen Baum vorm Fenster und auf die Einweihungsparty.

Ursel Sickendiek: Auf einen schönen Balkon. Und natürlich auf die Einweihungsfete, zu der hoffentlich viele Leute kommen.

Andreas Schüssler: Ich freu mich aufs erste Treffen im Gemeinschaftsraum. Ist ja nicht allein Glückseligkeit, das Treffen einer Wohngruppe. Da hat einer was nicht erledigt, was abgesprochen war, oder es kommen Aufgaben auf einen zu. Wenn unsere Runde im neuen Raum zum ersten Mal beisammen sitzt und sich umguckt, na, wer ist denn so dabei... das wird spannend.

Annedore Hof: Wenn es Abend ist, gibt’s dazu einen Tee oder ein Glas Wein.

Wer spült?

Andreas Schüssler: Wir.

Annedore Hof: Es gibt ja Leute, die stört dreckiges Geschirr gar nicht, aber mich würde das schon stören, wenn der Spül da tagelang rumsteht. Aber wir können uns eine Spülmaschine zulegen.

Werden Sie eine Putzhilfe für die Gemeinschaftsräume haben?

Ursel Sickendiek: Haben wir eigentlich nicht vor. Das Projekt hat ziemlich viel Geld gekostet, bis wir endlich eingezogen sind. Manche von uns finden es möglicherweise auch prinzipiell nicht so gut, Hausangestellte zu haben.