Webwecker Bielefeld: besetzungos02

Besetzung light (Teil 2)






Auf Feld 2 haben einige KollegiatInnen Stühle aufgebaut. Auf einer kleinen Bühne sitzen Tobias und Sina. Das die ist die Auftaktveranstaltung der Aktion auf der die »BesetzerInnen« ihre Motivation und etwas mehr zu ihren Vorschlägen für den Verlauf des Tages und den weiteren Umgang mit den Bildungsreformen sagen wollen. Bei der ersten kurzen Rede geht es jedoch mehr um die Erwartungen und Wünsche mit denen ein Mensch an das OS kommt und darum wie diese weites gehend enttäuscht werden. Zwar schildert Sina ihre eigenen Vorstellungen. Aber der große Applaus zeigt, das viele der hier versammelten KollegiatInnen wohl ähnlich fühlen und denken. Tobias ist eher für das Pragmatische zuständig und erklärt den Rahmen in welchem die Aktion vorbereitet wurde.

Danach kommt Otto Herz nach vorne. Er sei bewegt über das, was Sina gesagt hat. Er schildert aus welchen Überlegungen heraus das OS gegründet wurde und wie damit versucht werden sollte systematische Bildungsunterschiede und strukturelle Benachteiligung in der Gesellschaft auszugleichen. Von den geplanten 13. Kollegs in der BRD hat die Politik dann aber nur das in Bielefeld bewilligt. »Der Wunsch aller anspruchsvollen Lehrenden ist es, das die Lernenden ihr Lernen selbst in die Hand nehmen«, sagt er. Die Aktion decke sich also sehr wohl mit dem Konzept des OS. »Manche sagen das wäre weltfremder Idealismus. Aber wer keine Vorstellung davon hat wie eine Gesellschaft sein soll ist auch wenn er erst zwanzig ist, schon tot«. Herz erhält großen Applaus.


Tierbefreier und Reallife-Haker

Jetzt beginnen die selbstorganisierten Workshops und Kurse. Ein Sambameister gibt eine Einführung in die Kunst des gemeinschaftlichen rhythmischen Trommelns. Ein Tierbefreier hat einige Leute um sich gescharrt und gibt eine Einführung in Spezissmus und die Verkettung davon mit anderen Herrschaftverhältnissen. Es wird getöpfert und Theater gespielt. In einem Gang sitzt Harry Haker Hirsch vom Chaos Computer Club und gibt ein paar Kollegiaten eine Einführung ins »lock-piggen«. »Hier werden alternative Lernkonzepte abgebaut. Eenn wir die Möglichkeit haben den Protest dagegen zu unterstützen in dem wir hier einen Workshop geben, sind wir gerne bereit, das zu tun«, erklärt er.

Neben kreativen Dingen stehen Diskussionsangebote: Über Reformpädagogik und die Studiengebühren oder ganz allgemein über den heutigen alternativen Schultag. Bei vielen KollegiatInnen kommen die Angebote gut an. Kuno beispielsweise findet es spannend wie hier »die Philosophen neben den Tierbefreiern sitzen«. Und es freut ihn, dass er die Möglichkeit hat, in der Cafete »einen indviduellen Rauchworkshop« zu veranstalten. Zwar machen es einige wie er aber es wird gesagt, das »hier jetzt auch nicht viel mehr Leute sitzen als sonst«. Was darin liegt, dass sich eine Menge KollegiatInnen am alternativen Unterricht auf den einzelnen Feldern beteiligen.

Stefan Holz ist der pädagogische Leiter des Oberstufen Kollegs. Er findet es »sehr gut« was die KollegiatInnen hier machen. »Das ist ein Zeichen dafür das sie sich wieder als Subjekte der Erziehung artikulieren. Etwas besseres kann uns für den pädagogischen Prozess nicht passieren«. Holz hält den Tag für »sehr gut organisiert«. Einige Leute die den Tag vorbereiteten, sind schon länger in Arbeitsgruppen zusammen mit Lehrenden aktiv. Mehre machen schon seit Jahren Gremienarbeit. »Es ist für die Autonomie des Subjekts wichtig nicht immer um Erlaubnis zu fragen«, ergänzt Holz.