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Vom Umgang mit dem Zappelphilipp (01.06.2005)





Veränderungen wie der Eintritt in die Schule, die Scheidung der Eltern, ein Umzug oder die Schwelle zur Pubertät können das stabilste Kind rappelig machen. Manchmal hat das auffällige Verhalten eines Kindes oder auch eines Erwachsenen auch neurobiologische Ursachen, deren Symptome das Kürzel »ADHS« zusammenfasst.

Die meisten Eltern, Erzieher und Lehrer haben schon vom »Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom« gehört, es an sich selbst, an den eigenen oder an Nachbars Kindern vermutet. Wenn bei einem Kind entsprechende Auffälligkeiten auftreten, stellt sich fast jeder die Frage, ob diese Erkrankung vorliegen könnte. Allerdings leidet nicht jedes Kind, das unkonzentriert, lebhaft und laut ist, an ADHS. In der Forschung überwiegt gegenwärtig die Meinung, dass neurologische und neurochemische Faktoren, Störungen des Immunsystems, genetische Einflüsse und psychosoziale Probleme zugleich zum hyperkinetischen Syndrom führen.

Die Übergänge von »schwierigem Verhalten« zu ADHS sind fließend und für den Laien schwer einzuschätzen. Erste Orientierung gibt eine Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die diesem Text als PDF angehängt ist. Mit ADHS beschäftigen sich auch die Bielefelder »Pädagogisch Therapeutischen Einrichtungen« (PTE). Sie haben den Bonner Referenten Hans Biegert gebeten, morgen Abend seine Ideen und Erfahrungen mit verhaltensauffälligen Schulkindern vorzustellen.

Individuelle Förderung in der Schule ist ein hochaktuelles Thema und ein Teilaspekt in der neuen NRW Schulreform ab kommendem Schuljahr. Von der sollen besonders die »Nicht-Durchschnittskinder« wie Zappelphilipp-Kinder oder Träumer profitieren, die zum Teil hochbegabt sein können oder aber Teilleistungsschwächen wie Legasthenie oder Dyskalkulie haben.

Besonders wichtig für diese Kinder, so Organisator Gerhard Hatke von der PTE Bielefeld, sei der emotionale Rückhalt durch Eltern, Lehrer und Erzieher und die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten im Umfeld des Kindes. Das erfordert zunächst einmal Aufklärung von Elternhaus und Schule darüber, warum die kleinen Zappelphilippe und Träumer anders lernen, erleben und sich verhalten und wie man ihnen helfen kann.


Mit Freude lernen

Nicht das Problem ist das Problem, sondern wie man damit umgeht, urteilt Hans Biegert, Leiter einer Bonner Privatschule für aufmerksamkeitsgestörte Kinder. Gute Schule müsse sich daran messen lassen, wie es gelingt, die Schwachen, die Außenseiter oder weniger Motivierten zu integrieren und zu fördern, findet Biegert. Kinder sollten individuell gefördert statt entmutigt werden. Anschaulich und praxisorientiert werde Biegert berichten, wie auch vermeintliche Problemkinder mit Freude erfolgreich lernen können, versprechen die Veranstalter.

Lehrkräften stellt Biegert Erkenntnisse, Konzepte und Ideen für individuelle Förderung und für den richtigen Umgang mit Zappelphilipp-Kindern und Träumern in der Klasse vor. Eltern sollen Anregungen erhalten, wie Sie den Dialog mit der Schule konstruktiv zum Wohle ihres Kindes führen und wie sie ihr Kind auch zu Hause weiter unterstützen können.

Biegert ist seit Jahren als Dozent und in der Lehrerfortbildung tätig, ist Mitglied in verschiedenen Gremien zum Thema Aufmerksamkeitsstörung und hat an zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Arbeiten mitgewirkt.


Info: Vortrag der PTE Bielefeld am Donnerstag, den 2. Juni von 19 bis 22 Uhr in der Martin-Niemöller-Gesamtschule, Apfelstraße 210, 33611 Bielefeld. Eintritt: 3 Euro. Die PTE bittet um Anmeldung unter Tel. 0521. 9 67 68 66

Weitere Links: www.ads-hyperaktivitaet.de
Die Site www.adhs.ch stellt eine hervorragend Linkliste zur Verfügung unter www.adhs.ch/add/links.htm

Die Broschüre der BZgA zum Thema liegt hier als PDF-Dokument (645 kb)


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