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Ein Fall für die Mikrowelle (Teil 2)



Nach Angaben des Innenministeriums sei der Schutz der biometrischen Daten durch digitale Signaturen gewährleistet. Einmal geschrieben, signiert und versiegelt solle der Chip nur noch lesbar sein, aber nicht mehr beschrieben werden können. Ebenso wenig könnten die Daten unbemerkt ausgelesen werden. »Die meisten biometrischen Systeme lassen sich sehr wohl leicht aushebeln«, weiß padeluun. Auch eine Verschlüsselung sei zu knacken, wenn denn überhaupt alles verschlüsselt werde. Unverschlüsselte Daten ließen sich von jedermann mit entsprechender Technik in bis zu zehn Meter Entfernung auslesen.

Fraglich ist auch, wie zuverlässig die Ausweise sein werden. So will Bundesinnenminister Schily in einigen Jahren auch noch einen Iris-Scan in den Chip integrieren. Doch die Methode, durch Vergleich der Augeniris auf die Identität einer Person schließen zu können, steckt noch in den Kinderschuhen, die Fehlerquote liegt noch deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Entsprechend könnte es passieren, dass einem Besucher trotz eines neuen Reisepasses die Einreise verweigert wird, weil die Daten nicht übereinstimmen. »Der neue Reisepass bringt nicht mehr Sicherheit. Er verteuert die Passbeschaffung nur enorm«, ist sich padeluun sicher.

59 Euro sind eine Menge Geld, da hilft es auch nichts, wenn Deutschland damit angeblich im unteren Preisbereich liegt: Biometrische Pässe in Großbritannien sollen über 100 Euro kosten. Der Reisepassinhaber zahlt dann auch gleich die Aufstellung von Lesegeräten an Grenzen mit, inklusive der Schulung des Personals.


Noch schnell einen ›alten‹ Ausweis besorgen

Alte Ausweise behalten allerdings ihre im Ausweis vermerkte Gültigkeit. Dies gilt auch für die, die noch vor November neu ausgestellt werden. Wer also zumindest in den kommenden zehn Jahren – solange sind Reisepässe gültig – ohne biometrische Daten reisen will, sollte möglichst bald einen neuen, alten Reisepass beantragen. Zuständig ist dafür in Bielefeld die Bürgerberatung im Neuen Rathaus. Und padeluun hat noch einen Tipp für diejenigen, die dann doch irgendwann einen neuen Reisepass beantragen müssen: Den Pass einmal kurz in die Mikrowelle legen. »Schalter ein und sofort wieder Schalter aus«, empfiehlt er, schließlich soll der Ausweis nicht abfackeln. Dann sei der Chip unbrauchbar. Die Pässe müssten dann trotzdem ihre Gültigkeit behalten – was könne der Passinhaber schließlich dafür, dass der Chip nicht mehr funktioniert.

Die Konferenz der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern hat am 1. Juni beschlossen, dass erst mit der Ausgabe von biometrischen Ausweisen begonnen werden könne, wenn die technische Reife, der Datenschutz und die technische und organisatorische Sicherheit im vorgesehen Verfahren gewährleistet ist. Der Beschluss der Konferenz ist nicht bindend. Nachzulesen hier