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Lautstark gegen Collegium Humanum (Teil 2)





Samba for ya und gegen Nazis


Auf Information und Wissen im Kampf gegen Rechtsextremismus setzen wie Pastor Beyer auch Friederike Twele, Abiturientin am Weser-Gymnasium der Stadt, und Inge Wienecke von der Fachschaft Geschichte der Schule. Die beiden gehen in ihrem Redebeitrag der Frage nach, was die Schule gegen Rechtsextremismus machen kann. »Unsere Schüler müssen in die Lage versetzt werden, überzeugte Demokratinnen und Demokraten zu sein und Nazi-Ideologien erkennen und bekämpfen zu können«, fordert die Lehrerin. Deshalb dürfe Schule nie wieder unwissenschaftlich Ideologie lehren, erinnert die Abiturientin auch an Bildung in der Weimarer Republik. »Rationale Aufklärung« allein reicht nach Friederike Tweles Meinung aber nicht aus, Schülerinnen und Schülern müsse auch ein emotionaler Zugang zu dem Thema ermöglicht werden, etwa durch Gespräche mit Überlebenden des Holocaust oder den Besuch von Gedenkstätten.

Eine Schülerin hatte diesen Zugang offensichtlich schon: »Wir waren in Bergen-Belsen und haben Schreckliches gesehen«, steht auf dem Schild, das das Mädchen hochhält. »Außerdem müssen unsere Schulen auch Werte wie Zivilcourage lehren«, verlangt Firederike Twele. Inge Wienecke schreibt den Schulen zudem »interkulturelles Lernen« ins Curriculum gegen rechts, etwa durch die Begegnung mit Jugendlichen aus anderen Ländern.

Um Bildung gegen Rechts geht es auch vielen der Bildungseinrichtungen in Vlotho, für die Professor Hilmar Peter vom Jugendhof Vlotho auf der Kundgebung spricht. Gerade weil Vlotho eine Stadt der Bildung sei – nach seinen Angaben gibt es in keiner Stadt der Bundesrepublik so viele Bildungseinrichtungen pro Einwohner –, könne man eine Stätte, in der der Holocaust geleugnet werde, nicht hinnehmen, sagt Peter. So trete etwa der Arbeitskreis Entwicklung seit 1967 gegen Rassismus und Intoleranz ein, das Gesamteuropäische Bildungswerk kümmere sich seit langem speziell um Bildung in den osteuropäischen Ländern, die Opfer des Nationalsozialismus waren. Der Jugendhof Vlotho schließlich sei 1946 gegründet worden, um die Frage zu klären, »wie man mit einer im Nazidenken erzogenen Jugend eine demokratische Zukunft gestalten kann«.

Zu Beginn der Kundgebung sprach der Bürgermeister der Stadt, Bernd Stute (SPD), zu den Teilnehmern. Er begrüßte neben den Bürgern Vlothos auch »ausdrücklich alle Demonstranten von außerhalb«. Im Vorfeld der Demonstration hatte die CDU, die auch Mitglied des Bündnisses gegen das Collegium Humanum ist, ihre Teilnahme an der Demonstration in Frage gestellt. Sie wolle nicht mit Angehörigen der Antifa demonstrieren, so die Begründung. Stute, der von der großen Zahl an Demonstranten »überwältigt« war, freute sich aber darüber, »wie breit unser Bündnis ist«.

Er zeigte sich zudem erfreut darüber, dass alle weiterführenden Schulen der Stadt auch durch die Schulleitungen auf der Demonstration vertreten waren. Denn auch er setzt auf Information und Bildung im Kampf gegen rechts, begrüßt es, dass das Thema Rechtsextremismus im Unterricht behandelt wird. »Wir müssen am Ball bleiben«, fordert der Bürgermeister eine Auseinandersetzung über tagesaktuelle Anlässe hinaus. Am Ball bleiben will er auch gegen die Rechtsradikalen vom Winterberg: »Wir werden mit allen demokratischen Mitteln gegen diese Leute vorgehen«, verspricht er. Haverbeck, Mahler und Konsorten schreibt er ins Stammbuch: »Ihr habt nirgendwo das Recht euren geistigen Müll zu verbeiten«.