Webwecker Bielefeld: teutokurbeln

Teutonen kurbeln (22.06.2005)





Fantasie auf Rollen: Der autofreie Tag war eine Parade des Erfindungsgeists


Ein voller Erfolg: Geschätzte 35.000 Radler, Skater, Inliner und sonstige Nicht-Motorisierte verwandelten am Sonntag die Straße zwischen Bielefeld und Detmold in eine Freizeitavenue ohne Auto.


Von Manfred Horn

Geschätzte 35.000 Radler, Skater, Inliner und Fußgänger machten die Straße zwischen Bielefeld und Detmold am Sonntag zu einem langen Ausflugpfad. Die Initiatoren, die Bezirksregierung und der Bund Umwelt- und Naturschutz (BUND), hatten auf regen Zuspruch gehofft – sicher war er aber nicht, weil ein derartiger autofreier Tag in der Region Premiere hatte.

30 Kilometer konnten befahren werden, und dies bei bestem Wetter: Die Sonne lachte, es war mit knapp unter 30 Grad nicht zu heiß. Sonnenschutzmittel und Wasser waren die Utensilien, die angesagt waren. Schon beim offiziellen Start morgens um 10 Uhr an der Kreuzung Otto-Brenner-Straße und Detmolder Straße in Bielefeld herrschte wuseliges Treiben. Als Regierungspräsident Andreas Wiebe das Startband durchschnitt, gab es kein Halten mehr: Wie an einer langen Schnur kamen aus den Poren der Stadt immer neue nicht-motorisierte Teilnehmer, sie strömten zum Startpunkt und flitzten dann los.


Stempelkarten vergriffen

Die Bezirksregierung ist erfreut: Bis auf Schürfwunden und Prellungen, die von Stürzen herrührten, für die vor allem eine steile Stelle in Pivitsheide verantwortlich war, verlief die erste Großveranstaltung dieser Art in OWL reibungslos. Dabei war der organisatorische Aufwand enorm. Die Strecke musste gesperrt und gesichert werden. Bereits in den Morgenstunden waren zahlreiche Mitarbeiter der B.A.S.-Verkehrstechnik im Einsatz, um Absperrgitter aufzustellen und Straßen zu sperren. Um Autofahrern, die von dem Großereignis überrascht wurden, weiterzuhelfen, erhielt das B.A.S.-Team Unterstützung von Mitarbeitern der Bezirksregierung, die sich freiwillig als Streckenposten in den Stempelstellen gemeldet hatten. Sie wurden allerdings von dem großen Ansturm überrascht. Zwischenzeitlich waren Stempelkarten und Infomaterial vergriffen.

Schon am Startpunkt in Bielefeld hatten zahlreiche Vereine und Unternehmen ihre Stände aufgebaut: Von moBiel über Greenpeace bis hin zum Bürgerinitativenverbund, der seinen Bürgerturm hingestellt hatte. Die Bürgerinitiative ›Sichere Detmolder Straße‹ warb um Unterschriften unter ihr Bürgerbegehren, dass einen radfreundlichen Umbau der Detmolder Straße will. Es gab sogar eine kleine Fahrraddemonstration vom Siegfriedplatz bis zum Startpunkt. Das Fahrradfahren mit Polizeieskorte wurde veranstaltet, um genau den Abschnitt der Detmolder Straße zwischen Landgericht und Sieker zu thematisieren. Dort lief die Strecke am autofreien Tag nicht lang – und genau dort will die Bürgerinitiative verhindern, dass der 2006 startende Umbau der Straße zu Lasten der Anwohner, Fußgänger und Radfahrer geht.

Auf der Strecke vollzog sich buntes Treiben. Ein Höhepunkt war der Weltrekord, der in Helpup von 14 Radfahrern des RC Zugvogel Bielefeld aufgestellt wurde. Sie zogen im zweiten Anlauf unter dem Beifall tausender Schaulustiger mit Spezialrädern einen 40 Tonnen Truck über eine Distanz von 100 Metern. Auch aus Richtung Detmold machten sich Tausende mit ihren fahrbaren Untersätzen auf den Weg, um am Volksfest in Helpup teilzunehmen oder ganz bis nach Bielefeld und zurück zu radeln.





10 Uhr an der Detmolder Straße: Regierungspräsident Andreas Wiebe gibt die Strecke mittels Scherenschnitt offiziell frei