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Ab in die Tonne (06.07.2005)





So sieht sie aus, die neue Bielefelder Papiertonne. Hier in der 240 Liter Ausführung



Der Umweltbetrieb (UWB) der Stadt stellt um: Ab Herbst erhalten rund ein Viertel der Bielefelder eine Papiertonne, bis Ende 2006 sollen in drei weiteren Schritten – im Frühjahr, Sommer und Winter 2006 – alle Haushalte in Bielefeld umgestellt werden. Wo die neue Tonne mit dem blauen Deckel als Farbe für das Altpapier eingeführt wird, entfällt die bisherige Bündelsammlung.


Von Manfred Horn

Betroffen von der ersten Umstellung im September sind nicht ganze Stadtviertel, sondern einzelne Straßen. »Ein Flickenteppich«, sagt Petra Solscheid, Projektleiterin des Umweltbetriebs der Stadt. Denn da zunächst nur ein Abfuhr-Wagen auf Schüttung umgerüstet wird, können nicht ganze Bezirke auf einmal abgefahren werden. Dafür wären alle fünf Abholfahrzeuge nötig, die zur Zeit im Einsatz sind. Die anderen Abhohlfahrzeuge verkehren aber wie gewohnt und sammeln auf. Oberste Priorität bei der Planung hatte, dass der Abfallkalender 2005 nicht seine Gültigkeit verliert.

Mit der Umstellung vollzieht Bielefeld eine Entwicklung nach, die in den meisten Städten bereits seit Jahren Alltag ist. Als eine der ersten Städte der alten Bundesrepublik überhaupt wurde in Bielefeld systematisch Papier gesammelt. Mitte der 1980er Jahre beauftragte der Umweltbetrieb der Stadt das zur Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) gehörige Recyclingzentrum. Seit 1986 führt das Recycling-Zentrum nun die Bündelsammlung durch. Damit war Bielefeld damals Vorreiter. Heute sammelt das Recycling-Zentrum in Bielefeld jährlich 24.000 Tonnen Altpapier ein. Zum Vergleich: 1986 waren es in der ganzen BRD lediglich 40.000 Tonnen.

Bis heute wird das Papier zu einem bestimmten Termin auf den Bürgersteig gelegt und abgeholt. Ausnahmen bilden bisher nur Wohnungsbaugesellschaften,die bei einigen Wohnanlagen schon auf die Papier-Tonnen umgestellt haben. Sie stehen vor Mietblöcken, in denen die Bündelsammlung keine oder nur geringe Akzeptanz fand. Da hier Papier und Pappen in großen Mengen in den Restmüllbehältern landeten, führte der Umweltbetrieb in Kooperation mit den Wohnungsgesellschaften die Papiertonne bereits Mitte der 90er Jahre ein.

Knopfdruck statt Knochenarbeit

Das Papier wird parallel zur Müllabfuhr abgeholt, aber mit eigenen Wagen und entsprechend zu anderen Zeiten. Insbesondere Marktkauftüten wurden so Teil des Stadtbilds – da viel Altpapier in ihnen verpackt und in den öffentlichen Raum gestellt wurde. Die Mitarbeiter der Recylingzentrums, ehemalige Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger, sammeln das Papier ein – eine Knochenarbeit. Das Papier ist oft schlecht verpackt, die Kartons platzen auf oder wiegen schon mal 20 Kilogramm. Dies gilt besonders, wenn es regnet. Dann saugt sich das Papier voll. Die Papierberge müssen aber auch dann auf den Laster gewuchtet werden, der mit Zuladung maximal 18 Tonnen wiegt.

Bei der Altpapierabholung im September bekommen die ersten Bielefelder ihre blaue Tonne. Dann wird wie bisher das gebündelt abgelegte Papier abgeholt, zugleich wird die nagelneue blaue Tonne vor die Tür gestellt. Die Papiertonne entlastet die Mitarbeiter des Recycling-Zentrums. Ähnlich wie bei der Müllabfuhr werden die Tonnen künftig per Schwenkmechanismus auf den Wagen geschüttet. Im besten Fall stehen die Tonnen gleich passend am Straßenrand; nur die großen Tonnen müssen eventuell erst vom Hof an den Wagen herangerollt werden, was eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeiter bedeutet. Da das Papier zuvor in Tonnen gelagert wird, bleibt es trocken und ist so besser zu erfassen und zu verarbeiten. Entsprechend werden die Fahrzeuge des Recycling-Zentrums bis Ende 2006 umgerüstet. Der Umweltbetrieb will aber nicht nur die Rücken der Mitarbeiter schonen, er will vor allem Geld sparen.