Webwecker Bielefeld: papiertonne02

Ab in die Tonne (Teil 2)



Die Rechnung ist einfach: Da die Kosten für Müll in den nächsten Jahren weiter steigen werden, soll der Aufwand für die Altpapiersammlung verringert werden, um so die Müllgebühren stabil halten zu können. Denn Altpapiersammeln ist ein Zuschussgeschäft: Geld, das aus der Müllgebühr kommt, die die Haushalte zahlen. Die Erlöse aus der Sammlung und Aufbereitung decken die Kosten nicht. Das Recylingzentrum als Subunternehmen des städtischen Umweltbetriebs erhält so einen Teil der Müllgebühren.


Personalreduzierung nicht ausgeschlossen

Die Rationalisierung, die durch die Tonne Einzug hält, soll die Kosten drücken. 20.000 Euro kostet die Umrüstung eines Fahrzeugs auf Schüttbetrieb, ein überschaubarer Kostenrahmen. Wieviele der aktuell fünf Fahrzeuge nach dem Ende der Umstellung übrigbleiben, weiß Hans Günther Wirtz, Geschäftsführer des Recyclingzentrums, heute noch nicht: »Wir müssen erst einmal Erfahrungen sammeln«. Mittelfristig sei auch nicht auszuschließen, dass das Personal ausgedünnt wird. »Personal ist teuer«, weiß Wirtz. Möglich, dass ein Teil derjenigen, die zur Zeit über ›Arbeit plus‹ eine befristete Beschäftigung haben, dann keine Verlängerung ihres Arbeitsverhältnisses mehr bekommen.

Das Altpapier landet auch künftig in einer Abfallsortieranlage der GAB an der Eckendorferstraße. Dort werden Fremdstoffe aussortiert, zudem erfolgt eine Trennung in Papier und Kartonage. Von dort aus wird nach Norddeutschland und Holland verkauft. In Bielefeld hingegen gibt es keine Papierfabrik, die Altpapier in ihre Produkte einarbeitet. Das Altpapier wird in den Papierfabriken in riesigen Bottichen aufgelöst. Es geht in Mischprodukten – neuem Papier wird Altpapier beigemischt – und in reinem Recyclingpapier auf, das vor allem exportiert wird. »Fast jedes Papier hat heute einen Altpapieranteil, auch wenn es nicht auf der Verpackung steht«, sagt Wirtz. Bessere Technik hat es in den vergangenen Jahren ermöglicht, den Anteil von Altpapier an Papierprodukten steigen zu lassen. Ausnahmen bilden lediglich hochwertige graphische Papiere. Denen ist keinerlei Altpapier beigemischt.

Die politische Entscheidung – die Papiertonne passierte ohne Probleme den Stadtrat – ist auch damit begründet, ein sauberes Stadtbild zu erreichen. Denn an den Abholtagen, gerade dann, wenn Restmüll, Gelber Sack und Altpapier zusammenfallen, sieht es bisher in einigen Straßenzügen aus wie in der New Yorker Bronx. Bei Wind wird die Sache noch schärfer: Dann tanzen Kartons und gelbe Säcke mit leichtem Inhalt schon mal auf der Straße. Das kann politische Entscheider, die sogar das Wegwerfen eines Zigarettenstummels im öffentlichen Raum mit Bußgeld bedrohen, schon stören – für andere hingegen mag es Ausdruck von Urbanität sein.


Wohin mit der Tonne?

Doch die Umstellung auf die Papiertonne wird nicht ohne Probleme verlaufen. Wer bisher in der Küche oder im Keller sein Altpapier sammelte, kann es künftig in die blaue Tonne schmeißen. Doch wohin mit der Tonne? Neben grauer Restmülltonne, Biomülltonne und einem Platz für den gelben Sack muss nun auch noch ein Ort für die neue Papiertonne gefunden werden. Gar nicht so einfach, da nicht alle Häuser über einen großen Garten verfügen. Die Abfallberatung des Umweltbetriebs stehe für solche Fälle bereit, erklärt Petra Solscheid vom Umweltbetrieb. Auch sie hat schon gehört, dass es mancherorts wohl Probleme mit der Aufstellung geben wird.

Besonders betroffen sind davon Häuser, in denen viel Papier gesammelt wird: Bisher konnte es in irgendwelchen Kellerecken zwischengelagert werden, künftig ist dafür ein richtig großer Behälter nötig, der 1.100 Liter fasst und der rund 1,50 Meter breit und 1,50 hoch ist. Die Tonnen gibt es zwar auch kleiner, ab 240 Liter, was der Größe einer normalen Restmülltonne entspricht. Doch darin wäre dann nicht genug Platz.