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»Sehr breites Bündnis von Neonazis« (Teil 2)



Was sind das denn für Leute, die dahin kommen?

Man kann sagen, dass das ein sehr, sehr breites Bündnis von Neonazis ist, das da hinkommt. Natürlich sind die typischen Skinheads, oder Boneheads, wie wir auch sagen, am stärksten vertreten. Aber man sieht mehr und mehr auch, dass Leute aus den verschiedensten Nazirock-Subkulturen da sind. Dass da zum Beispiel Langhaarige aus dem Black-Metal-Bereich rumlaufen, oder immer mehr aus dem Bereich Hatecore, das ist sehr schnell gespielter Punk. Da sieht man Nazis rumlaufen, die gepierct sind oder lange Ohrringe haben. Und dann sieht man die alten Revisionisten wie Ursula Haverbeck vom Collegium Humanum in Vlotho oder Horst Mahler, der dort den Nationalsozialismus hochhebt. Dazu kommen noch italienische, englische, tschechische, kroatische und andere Nazis. Man muss da auch sehen, dass die Waffen-SS eine internationale nationalsozialistische Kampftruppe war.


Wie viele Nazis sind da denn, wie viele waren es im letzten Jahr?

Letztes Jahr waren es 4800, das ist für eine Kleinstadt wie Wunsiedel schon enorm. Man muss sich vorstellen: Die Nazidemo läuft im Kreis um die Innenstadt und das Ende des Zuges war schon wieder am Anfang.


Man könnte dazu ja auch sagen: Lass die da marschieren, wir ignorieren das jetzt einfach mal. Warum ist das deiner Meinung nach keine Methode damit umzugehen?

Das war das bisherige System. Wunsiedel hatte lange Zeit einen SPD-Bürgermeister, der genau das gemacht hat. Der gesagt hat: »Sie kommen, macht eure Fensterläden zu und lasst die marschieren.« Aber es hat sich auch herausgestellt, dass es im Anschluss der Aufmärsche wieder verstärkt zu Übergriffen gegen Migranten und Ähnliches gab. Sie sahen da eben auch wieder eine Gemeinschaft des Nationalsozialismus aufkommen. Letztes Jahr waren dann aus dem linken Spektrum ungefähr zwei- bis dreihundert Gegendemonstrantinnen da und eine Anzahl der Bürgerlichen, die sich - wie auch diesmal bemerkenswerterweise mit dem CSU-Bürgermeister - an einer Blockade beteiligt haben. Man sieht die Stimmung schwankt, auch in der bürgerlichen Gesellschaft vor Ort. Man lässt sich nicht mehr allzu viel bieten.


Dient dieses Treffen den Rechtsextremen auch zum Informationsaustausch?

Ja sicher. Auf alle Fälle im Vorfeld. Es gibt ja Vorbereitungstreffen, wie strukturiert die Demo abläuft, wer die Ordnerdienste hat. So ein Aufmarsch muss inhaltlich und praktisch vorbereitet werden. Und danach gibt es auch Treffen. Es war in den letzten Jahren wie so ein kleiner Wallfahrtsort, wo Bierbuden aufgebaut sind. Man unterhält sich nach dem Aufmarsch Bier trinkend.


Mehr Informationen zum Aufmarsch und dem Antifaschistischen Aktionstag gibt es im Internet unter www.ns-verherrlichung-stoppen.tk .

Bielefelder Antifaschistinnen und Antifaschisten haben einen Bus organisiert, Tickets für 10 bzw. 15 Euro (Selbsteinschätzung) gibt es im Infoladen im AJZ. Neben dem Antifaschistischen Aktionstag soll es auch eine Sternwallfahrt, ein Konzert und weitere Veranstaltungen geben. Infos hierzu unter www.tag-der-demokratie.de und unter www.jugendini-wunsiedel.de