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Die Sendung mit Angela (24.08.2005)





Eine strahlende Angela Merkel auf dem Bielefelder Alten Markt. Hinter ihr ebenso gut gelaut die Bielefelder CDU-Kandidatin Lena Strothmann



Von Manfred Horn

CDU-Kreisvorsitzender Marcus Kleinkes kam es bereits leicht über die Lippen: »Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel«, sprach er auf der Bühne die Kandidatin an. Bei der CDU ist jede Vorsicht über den Haufen geworfen – die Christdemokraten sind sich ihres Sieges bei der Bundestagswahl sehr sicher. Dass bis zum 18. September – und auch danach – noch jede Menge passieren kann, und dass es womöglich Unglück bringt, jemand schon vorab mit dem höchsten politischen Titel zu versehen, wird geflissentlich übersehen. Kleinkes, der zur jüngeren Garde der Bielefelder CDU gehört und auch schon mal als Nachfolger des amtierenden CDU-Oberbürgermeisters Eberhard David gehandelt wurde, sollte es eigentlich besser wissen: Bei der vergangenen Kommunalwahl wähnte sich die CDU ihres Sieges auch sicher, Kleinkes aber verlor wieder Erwarten seinen Wahlkreis, kam auch über die Liste nicht zum Zuge und sitzt nun nicht mehr im Rat. Damals, im Oktober 2004, gab es entsprechend lange Gesichter bei der Bielefelder CDU.


Tausend und eine Nacht...

Einige tausend Menschen, sichtbar weniger als eine Woche zuvor beim Bundeskanzler, versammelten sich am Dienstag Abend auf dem Alten Markt. Eingestimmt wurden sie von einer Cover-Band mit dem sinnigen Namen ›Undercover‹, die unter anderem Klaus Lages »Tausend und eine Nacht« zum Besten gab: »1.000 mal berührt –1.000 mal is nix passiert. 1000 und eine Nacht – und es hat zoom gemacht.« Sieben Jahre Opposition sind gar mehr als 1.000 Nächte, aber jetzt steht die CDU kurz davor, wieder die Macht im Bund zu erringen. Während Schröder eine Woche zuvor mit einer kämpferischen Rede die Zuhörer zu überzeugen suchte, war das Publikum auf dem Marktplatz von Beginn an freudig erregt: Die Rede von Angela Merkel wurde immer wieder von kräftigem Applaus unterbrochen.

In gewisser Weise wurden die Zuschauer Betrachter einer seltsamen Verkehrung: Schröder trat wie ein Kanzlerkandidat auf, der um jede Stimme redet, Merkel hingegen gab sich staatsmännisch: Abgeklärt, ruhig, und deutlich in ihren inhaltlichen Aussagen. Hin und wieder huschte sogar ein Lachen über ihr Gesicht – bei aller Anspannung scheint sie ihre Rolle durchaus zu genießen.


Versprochen wird nicht gebrochen

Angela Merkel setzte ihren Schwerpunkt – wie sollte es in diesen Zeiten anders sein – auf anstehende Reformen. Sieben Jahre habe die CDU nun Zeit gehabt, nachzudenken. »Wir haben bereits 1993 gewusst, dass wir vieles ändern müssen, wir haben es dann zu spät gemacht«, resümiert sie die Abwahl der schwarz-gelben Koalition 1998. Sie äußerte sogar eine Portion Verständnis dafür. Diesen Fehler will Merkel nicht wiederholen: »Wenn wir wissen, dass wir etwas verändern müssen, werden wir es nicht auf die lange Bank schieben«. Und noch eine zweite Lehre hat sie gezogen: »Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können«. Dies führe nur zu Politikverdruss. Das sie sich damit auf gefährliches Eis begibt, ist ihr offenbar nicht bewusst. Denn schon viele Politiker haben vor ihr eine solche Erklärung abgegeben – und dann die Versprechen, die sie dennoch gemacht haben, nicht gehalten. Dies führte erst recht zur Abwendung des in Wahlkämpfen hoch gehandelten Volkes.






»Vorfahrt für Arbeit« kündigte Merkel während der Kundgebung an