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Die Hofer Filmtage – was ist das?



Von Harald Manninga

1967 wars, als Heinz Badewitz, kurz nach seinem Studium in München, zusammen mit ein paar Freunden in seiner Heimatstadt Hof ein Kino mietete, um dort eigene Kurzfilme zu zeigen. Neun an der Zahl, jeweils zwischen 59 Sekunden und 40 Minuten lang. Insgesamt ein Programm von zweieinhalb Stunden. Selbstbewusst nannte man das Unternehmen »1. Hofer Kurzfilmfestival«, wohl ohne dabei daran zu denken, dass es einmal ein zweites Hofer Filmfest geben würde, geschweige denn, dass sich daraus gar ein international renommiertes Festival entwickeln sollte, das manche heute als das wichtigste deutsche Filmfest nach der Berlinale bezeichnen.

Im Jahr darauf wurde ein Film von Badewitz bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen angenommen. Dem Jahr, als der Film »Besonders wertvoll« von Hellmuth Costard für einen Skandal sorgte: Die Leitung wollte ihn nicht zeigen, obwohl er vom Auswahlgremium angenommen worden war. Die anderen deutschen Teilnehmer zogen damals daraufhin ihre Filme wieder zurück. Wollten sie aber trotzdem gerne zeigen. Flugs erinnerte man sich daran, was Badewitz im vorangegangenen Jahr gemacht hatte und ein Teil der Leute zog also nach Hof um. Dieses, das zweite Hofer Filmfest ist damit wohl die eigentliche Geburtsstunde der Filmtage, denn von jetzt an gab und gibt es wirklich jedes Jahr im Oktober erneut die inzwischen »Internationalen Hofer Filmtage«.

Rund 100 Filme aus Deutschland und aller Welt

Dabei ist das Internationale daran durchaus mit etwas Vorsicht zu genießen, denn eigentliches Anliegen der Crew um Heinz Badewitz war und ist es, insbesondere dem deutschen (oder vielleicht besser: deutschsprachigen) Film und da vor allem dem Nachwuchs ein Forum zu bieten. Trotzdem wächst auch der Anteil der ausländischen Filme aus so gut wie aller Welt, die an diesem Filmfest teilnehmen. Woody Allen zum Beispiel, um nur einen zu nennen (auch wenn er selbst nicht da war), wird sich schon was dabei gedacht haben, dies Jahr seinen neuen Film ausgerechnet in Hof seine Deutschlandpremiere haben zu lassen.

Jedenfalls kommen sie alle gern und immer wieder gern wieder, ob aus Brasilien, Israel, der Schweiz, den USA, Frankreich oder auch aus Australien, vor allem aber aus Deutschland. Und das trotz einiger Widrigkeiten. Da wäre nämlich vor allem das manchmal schon etwas unschöne Wetter in Hof. Oberfranken gilt im Jargon als »bayrisch Sibirien«, und das durchaus mit Recht, denn in der Regel ist dort Ende Oktober der Winter schon in voller Blüte. Man erzählt z.B. gern davon, wie man in vergangenen Jahren beim Anstehen nach den Karten knöcheltief im Schnee gestanden habe. Dagegen ists im Frühwinter 2004 nachgerade noch sommerlich, man kann gar vor den Cafés gemütlich draußen sitzen und sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen, den man zwar vorsorglich dabei hat, aber dann doch lässig überm Arm trägt.

Freude an der Filmkunst

Aber auch bei schlechtem oder schlechterem Wetter lässt man sich die Freude nicht nehmen. Im Gegenteil, im Laufe der Jahre haben sich sogar allerhand Rituale angesammelt, angefangen beim Schlangestehen vor den Kassen, das die ganz beinharten Fans am Abend vorher beginnen: man schlägt sich Zelte auf, ist mit Schlafsack, Glühwein und anderen wärmenden Dingen gut bewaffnet, und hält sich zum Beispiel mit allerhand »Weißtdunoch«-Geschichten aus den letzten Jahren gegenseitig wach.