Webwecker Bielefeld: H.O.F. II

Hofer Filmtage (Fortsetzung)



Und dann gibt es vor dem »Central«-Kino in der Altstadt den mittlerweile legendären Würstchenstand eines namhaften einheimischen Metzgers, an dem sich während der fünf Tage einige alteingesessene Filmtagebesucher eine Art Wettessen liefern, bei dem für alle zwischen zwei Filmen verzehrten »Brodwärscht« eine präzise Strichliste darüber geführt wird, wer bis zum Sonntag Abend die meisten davon verspeist hat. Nicht zu vergessen das auch schon quasi legendäre Fußballspiel zwischen der Filmtage-Crew und einer Auswahl der Regisseure, das am Samstag Vormittag ausgetragen wird. (Sönke Wortmann hält da aktuell den Rang des Torschützenkönigs.) Und überall sieht man Heinz Badewitz aufblitzen, der es als Leiter der Filmtage irgendwie hinkriegen muss, immer an fünf Orten gleichzeitig zu sein, was er offenbar auch halbwegs schafft.

Im Mittelpunkt bleibt der Film

Solche Dinge sind aber zwar lustig und liebenswert und tragen sicher auch viel zur schönen Atmosphäre der Hofer Filmtage bei. Hauptstück sind und bleiben jedoch natürlich die Filme. Wobei es diesbezüglich bei aller Spannung, was die vielen Filme denn wohl hergeben mögen, ausgesprochen entspannt und gelöst zugeht. Ein bisschen Hektik kommt zwar hie und da manchmal auf, z.B. wenn man zwischen zwei Filmen, die man sich ausgesucht hat, von einem Kinosaal zum nächsten rennt. Was durchaus knapp werden kann, wenn man dafür zwischen »Central« (6 Säle) und »Scala« (2 Säle) hin und her muss, die je nach Wetterlage auch schon mal eine viertel bis halbe Stunde Fußweg voneinander entfernt sein können. Außerdem gehts zum »Central« bergauf, zum (!) »Scala« bergab, ein Unterschied, der für den persönlichen Spielplan manchmal entscheidend sein kann... Trotzdem sind und bleiben immer die Filme die Hauptpersonen.

Und das ist auch so gewollt. Bei allen »Promis« von vor oder hinter der Kamera, die immer mal wieder an einem vorbeilaufen, stehen weniger die Macher im eigentlichen Vordergrund als vielmehr deren Filme. So gibt es denn auch keine »Preise« bei den Hofer Filmtagen zu verteilen oder zu gewinnen. Hier geht es nicht um Wettbewerb und Gewinnen oder Verlieren, sondern wirklich einfach um Film, Film und nochmals Film. Und das von morgens bis abends. So sehr, dass Wim Wenders gesagt haben soll, »Hof« sei nicht der Name einer Stadt, sondern einfach eine Abkürzung für »Home Of Films«.

Wobei – so ganz stimmt das mit den Preisen auch nicht mehr: Genauer gesagt gibt es nämlich zwar keinen »offiziellen Wettbewerb« und schon gar keinen »offiziellen« Preis der Hofer Filmtage. Das heißt aber nicht, dass es nicht inzwischen doch den einen oder anderen Preis gäbe, der im Zusammenhang mit den Hofer Filmtagen vergeben wird. Es gibt sogar mehrere: Als da wären der »Filmpreis der Stadt Hof«, den es seit 1986 gibt, und den so Leute wie Doris Dörrie, Wim Wenders, Detlev Buck oder Herbert Achternbusch sich schon mitgenommen haben. Die Firma Kodak vergibt den »Eastman Förderpreis«, der Verband der Szenenbildner, Filmarchitekten und Kostümbildner (SFK) verleiht den »Preis für das beste Szenenbild«, und der Bundesverband Kamera vergibt zusammen mit der Zeitschrift »Film & TV Kameramann« und dem Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) den »Preis für die visuelle Filmkritik«. Doch das ist Beiwerk.

Abgesehen von solchen Randverzierungen sind und bleiben die »Internationalen Hofer Filmtage« ein Fest der Filmemacher (schließlich haben die dieses Festival gegründet, allein das ist eine mittlere Einzigartigkeit auf dem Markt der Filmfeste) und des Publikums, das von überall her anreist und die Einwohnerzahl von Hof scheinbar locker mal veranderthalbfacht.


Zur Homepage der »Internationalen Hofer Filmtage« geht es hier. (Neues Fenster)