Webwecker Bielefeld: stukenbrock2005

»Krieg wieder Mittel der Politik« (31.08.2005)





Die christlichen Kreuze sollten nach Protesten und einem Beschluss des Landes vom Frühjahr diesen Jahres eigentlich wieder abgebaut werden, bisher ist aber am von ehemaligen Gefangenen auf dem Friedhofsgelände errichteten Denkmal noch nichts passiert (WebWecker berichtete).



Am 1. September ist Antikriegstag. Die Initiative dazu ging 1957 vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aus, der in Erinnerung des zweiten Weltkriegs das Motto »Nie wieder Krieg« ausgab.

Ein Motto, das auch die Initiative ›Blumen für Stukenbrock‹ alljährlich aufgreift. Jeweils am ersten Samstag im September, in diesem Jahr also am 3. September, findet auf dem sowjetischen Friedhof bei Stukenbrock eine Gedenkveranstaltung statt. Blumen und Kränze werden an den Gräbern der 65.000 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsverschleppten niedergelegt. Diese Menschen mussten im Gefangenenlager Stalag 326-VI/K von 1941-1945 zwangsarbeiten und starben an den Arbeitsbedingungen, mangelnder Versorgung oder Exekution durch die deutsche Wehrmacht.

Am 2. April 1945 wurde das Lager befreit. US- Kriegsberichterstatter John Mecklin überschrieb seinen Bericht über die Befreiung wie folgt: »8.610 vor Hunger wahnsinnig gewordene Gefangene, wie Tiere in Dreck und Elend gehalten« und fügte hinzu: »Wenn die Amerikaner, die heute hier waren, die Deutschen nicht sowieso schon hassten, dann tun sie es jetzt«. 65.000 Gefangene hatten dieses Lager nicht überlebt. Ihre Körper wurden auf dem heutigen Sowjetischen Soldatenfriedhof in 36 Massengräbern verscharrt.

Die diesjährige Gedenkrede hält Peter Strutynski. Der Wissenschaftler der Universität Kassel im Bereich Friedensforschung ist auch Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag. In dem Aufruf zur diesjährigen Veranstaltung stellt die Initiative ›Blumen für Stukenbrock‹ fest, dass »Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus« von 1945 sei nicht eingelöst worden. »Unter Verdrehung geschichtlicher Wahrheiten wurde Krieg wieder ein Mittel der Politik«. Um angeblichen neuen Faschismus abzuwehren, habe die NATO mit Deutschland einen Angriffskrieg gegen Jugoslawien geführt. Ahnlichen Vorwände hätten die US-Regierung und Verbündete benutzt, um den Irak zu überfallen.


Widerspruch zum Schwur

Es wiederspreche der Charta der UNO, dem Schwur der Überlebenden von Buchenwald und Stukenbrock, wenn unter dem Vorwand der Bekämpfung des »internationalen Terrorismus« wieder Kriege geführt werden, die dem Zugriff auf wichtige Rohstoffe und der Absicherung von Machtansprüchen dienten. Es sei die Zeit für das umfassende Verbot von Rüstungsexporten. Das Ziel müsse Abrüstung und eine atomwaffenfreie Welt sein. Die Umrüstung der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee sei zu stoppen, fordert die Initiative.

Weiter kritisiert die Initiative, dass in der Öffentlichkeit zunehmend der Eindruck vermittelt werde, als sei die Befreiung Deutschlands vorwiegend ein Verdienst der USA beziehungsweise der Westmächte gewesen. Tatsache aber sei, »dass die UdSSR die Hauptlast bei der Niederringung des Faschismus trug«. Die Sowjetunion hatte die meisten Kriegsopfer zu beklagen, sie befreite das Konzentrationslager Auschwitz.