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Abschiebung ins Elend gescheitert (Teil 2)



Auch die wirtschaftliche Situation beschreibt der Bericht als katastrophal. Arbeitsmöglichkeiten gebe es für Angehörige von Minderheiten in Djakovica nicht. »Eine achtköpfige Familie erhält für Lebenshaltungskosten, Strom und Unterkunft insgesamt 40 Euro monatlich, keine Familie ist ausreichend mit Lebensmitteln versorgt«, ist in dem Bericht nachzulesen. Kinder seien infolgedessen unterernährt, da sie zudem keine entsprechende Kleidung und oft auch keine Schuhe besäßen, sei ein Schulbesuch vielfach nicht möglich.

Die Beschreibung der Wohnsituation in verschiedenen Orten im Kosovo, erinnert an Slums in der Dritten Welt. In einem Viertel von Pec »findet das Leben in halbzerstörten Lehmziegelhütten statt«. Immer wieder beschreibt der Bericht die Baracken in denen die Menschen leben, als »kalt und feucht«, sanitäre Anlagen oder fließendes Wasser fehlen oft. Eine früher wohlhabende Romasiedlung in der Nähe der Stadt Pec ist großteils zerstört. »Die verfallenen Gebäude sind von Sträuchern und Gras bewachsen. Ein Betreten der Grundstücke wird durch die Gefahr von Landminen unmöglich gemacht«, heißt es in dem Bericht.


»Berechtigte Angst der Ashkali«

Die AWO-Delegation besuchte auch ein Lager in der Nähe von Obelic. Auch hier seien die Bewohner körperlichen Repressalien ausgesetzt, sobald sie das Lager verließen, berichten die Teilnehmer der Reise. »Im letzten Jahr wurde ein älteres Ehepaar beim Überqueren einer Verbindungsbrücke in den Ort von Albanern erschlagen«, beschreiben sie, wie weit »körperliche Repressalien« gehen können. Rücksiedlungsversuche waren erfolglos. Bernd Finke vom Deutschen Haus, so etwas wie der Deutschen Botschaft, führt dies auch auf die »berechtigte Angst der Ashkali« zurück, nachdem Ende 2001 vier Ashkalifamilien bei der Rücksiedlung in ihre Häuser ermordet wurden. Auch Wohnbauprojekte seien nicht mit Erfolg durchgeführt worden. In dem Bericht heißt es an anderer Stelle: »In Obelic wurden neugebaute Häuser für Serben durch Brandstiftung unbewohnbar gemacht. Es ist eine übliche Praxis im Kosovo, Häuser von nicht erwünschten ethnischen Bewohnern mit Fackeln und einem Gasgemisch ‚auszuräuchern’«.

Dies bestätigte auch Kilian Kleinschmidt vom UNMIK-Büro für Rückkehrer. »Brandschatzung, Totschlag und Mord innerhalb der Bevölkerung kämen nicht selten vor«, gibt der Bericht seine Erkenntnis wieder. Eine weitere Mitarbeiterin der Behörde kritisierte, dass rückkehrwilligen Albanern in Deutschland von Seiten der Behörden »große Versprechungen gemacht« würden, »unter anderem, dass sie Häuser und eine gute Lebensperspektive erhalten. Im Kosovo angekommen, fänden sie aber mehr als schwierige Lebensumstände vor.«

Da ist es nur zu verständlich, dass gerade Angehörige von Minderheiten wie Roma, Ashkali oder auch Serben, nicht »freiwillig« zurückkehren. Deshalb kommt die AWO Bremerhaven, die zwei Delegationsmitglieder stellte und bereits seit mehreren Jahren Maßnahmen für freiwillige Rückkehr und Reintegration von Flüchtlingen aus verschiedensten Krisenregionen durchführt, zu dem Schluss: »Die freiwillige Rückkehr und humanitäre Reintegration von Kosovoflüchtlingen aus Deutschland braucht Strukturen und Rahmenbedingungen für den Erfolg dieser Maßnahmen.« Auf mehr als drei Seiten führt der Bericht der AWO-Bremerhaven, der anders als der der Stadt Münster veröffentlicht wurde, Maßnahmen auf, die für eine erfolgreiche Rückkehr der Flüchtlinge nötig sind. Von Vorbereitungsmaßnahmen in Deutschland wie Ausbildung bis zur Schaffung von Ein-Euro-Jobs vor Ort.