Webwecker Bielefeld: Yonder

The Wild Blue Yonder



Von Harald Manninga

Vor einem schier unendlich scheinenden »Windpark« voller Strommühlen erscheint mehr oder weniger plötzlich das Gesicht eines Mannes (Brad Dourif) in Großaufnahme, der uns mal sagen will, was Sache ist. Er ist ein Außerirdischer, der vor werweißwielanger Zeit mit einer Flotte anderer Aliens aus der Gegend »Wild Blue Yonder« zur Erde gekommen ist, weil deren Planet durch eine Eiszeit unbewohnbar wurde und sie eine neue Heimstatt suchten.

Er berichtet vor allem von Plänen der Erdlinge, das gleiche Unternehmen ihrerseits zu versuchen, weil deren eigener ja nu auch blauer Planet immer unwirtlicher wird. Und sauer ist er, dieser Alien, der wie Unsereiner aussieht, denn nicht nur hat außer der Reise zur Erde bei deren Flug so gut wie nichts geklappt, was sie sich an Plänen vorgenommen hatten. (Selbst die genial ausgedachte shopping mall war ein Flop, und das mit viel Liebe und Mühe gebaute Gebäude steht heute leer.) Sondern die Erdlinge verzichten auch dankend auf alle Hilfsangebote der Aliens, von denen es einige denn doch immerhin in hohe Positionen bei den entscheidenden Stellen gebracht haben. Allerdings zwar ohne sich als Aliens zu erkennen zu geben, denn Leute, die sich als Außerirdische ausgeben, landen auf unserm Planeten ja eher in der Klappse als in Führungspositionen.


Hmja. Werner Herzog. Was soll man sagen. Hat ja immer schon durch eher eigenwillige Filme von sich reden gemacht. Und wieder mal tut sich die Frage auf: Genie oder Scharlatan? Es wird wohl noch lange dauern, bis das eindeutig zu klären sein mag. Klar ist aber, dass jedenfalls dieser Film kein Glanzlicht in Herzogs Karriere sein dürfte.


Vor allem aus Archivmaterial über Flugpioniere, das Leben in einem Space-Shuttle (das er werweißwie der NASA aus den Rippen geleiert hat) und Unterwasseraufnahmen unter Eis zusammengeschnitten. Mit hin und wieder etwas Erzähltext unterlegt und manchmal von Spielszenen unterbrochen. Eingetunkt in »experimentelle« (also vor allem nervige) Musik von Ernst Reijseger. Umrahmt von einer schwächelnden »Geschichte«. Die aber immerhin von Brad Dourif ganz nett rübergebracht wird.

Auf den ersten Blick: Nichts als Streckenmache (Strecke, die man größtenteils nicht mal selber aufgenommen hat), langweilig und lustlos zusammengepappt, auf eine Idee geklebt, die wesentlich mehr hergegeben hätte, wenn man darauf etwas mehr Gedanken verschwendet hätte. – Denn wie gesagt: da, wo der Alien als Erzähler in der Form von Brad Dourif was zu erzählen hat, hat das alles ja ein bißchen was. Und die Grundidee: was würde passieren, wenn wir die Suche nach einem anderen bewohnbaren Planeten wirklich ernsthaft versuchen wollten, die ist ja nicht ohne. Und die Einspielungen mit irgendwelchen Astrophysikern, die z.B. an »chaos travel« arbeiten oder sonstige Theorien ausprobieren wollen, sind ja dann doch interessant, wenn man sich für sowas interessiert. Aber...


Herzog. Was soll man sagen. Egal was man sagt, man blamiert sich ja doch immer, wenn man egal was über Werner Herzog sagt. Also sagt einer hier jetzt mal: Langweilig bis dorthinaus. Spektakuläre, bisher nie gesehene Bilder, das ja! Aber die haben eben die Astronauten im Space Shuttle zusammengefilmt, und warum die das nicht mal der »Space Night« des Bayerischen Fernsehens verkaufen, ist auch noch so eine Frage. Herzog hat diese Dinge dann für seine Zwecke in seine »Idee« (?) hineingeleimt. Das ist aber dann doch a weng weng, ums im Hofer Lokalidiom auszudrücken.

Genie oder Scharlatan? Die Diskussion ist wohl wieder offen. Oder auch nicht.