Webwecker Bielefeld: holocaustvlotho02

Die Holocaustleugner vom Winterberg (Teil 2)





Der Protest der Vlothoer richtete sich nicht gegen den benachbarten Übungsplatz für deutsche Schäferhunde – sondern gegen das Seminarhaus für deutsche Rechtsextreme



Da das Bestreiten dieser Fakten, die sie sahen, unlogisch sei, stellten die beiden Gymnasiasten die Frage, was denn die eigentliche Absicht der Holocaust-Leugner sei. Und hatten auch eine Antwort: »Es kann doch nur darum gehen, hier in Vlotho ein Sammelbecken zu schaffen für die führenden Köpfe einer solchen gefährlichen Denkrichtung«, lautet ihre Einschätzung. Die Gymnasiasten wiesen darauf hin, dass die Versammlung der Holcaustleugner nicht nur absurd, sondern auch gefährlich ist: »Diese Köpfe legten die ideologische Grundlage für die Ausschreitungen gegen Ausländer und andere Minderheiten in ganz Deutschland«, warnten sie. Wie die anderen Teilnehmer der Mahnwache forderten Philipp und Lars, dass die Aktivitäten des Collegium Humanum unterbunden werden. »Es ist ein Skandal, dass es in Deutschland möglich ist einen Verein zu gründen, der zur Unterstützung von Dingen aufruft, die eindeutig vom Grundgesetz verboten sind – nämlich die Leugnung des Holocaust«, finden sie.

Diese Meinung vertraten auch andere Teilnehmer der Kundgebung. Immer wieder wurde in der Versammlung die Frage gestellt, warum die Polizeibeamten, die mit mehreren Mannschaftswagen auf dem Winterberg anwesen waren, die Versammlung der Holocaustleugner schützte, anstatt sie angesichts zu erwartender Verstöße gegen geltende Gesetze zu verhindern. Denn bei dem Treffen handelt es sich noch nicht einmal um eine interne Veranstaltung. »Da diese Mitgliederversammlung im Rahmen eines Seminars durchgeführt wird, mit auch für Nichtmitglieder wissenswerten Themen, sind auch Gäste herzlich willkommen«, heißt es in der Einladung von Horst Mahler, die dem WebWecker vorliegt.


»Würgeeisen der Holocaustreligion«

Die Untätigkeit der Strafverfolgungsbehörden erstaunt, denn auch sie könnten hören und sehen, dass bei den Versammlungen des Vereins antisemitische Reden geschwungen und die Opfer der Nazidiktatur verunglimpft werden. Der VRBHV vertreibt eine DVD von der letztjährigen Mitgliederversammlung. Auf der sprach Horst Mahler vom »Würgeeisen der Holocaustreligion«, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth bezeichnete er als »die Spinne im Netz der deutsch-jüdischen Organisationen zur Durchsetzung jüdischer Interessen auf deutschem Boden«. Außerdem rechtfertigte der ehemalige NPD-Anwalt den Genozid an den europäischen Juden: »Ihr seid verfolgt worden, weil ihr die Völker gemordet habt, und euch geschieht kein Unrecht, so wenig wie dem Mörder, dem ein Gemeinwesen qua Gesetz den Kopf vor die Füße legt«, verunglimpfte Mahler im vergangenen Jahr die Opfer der Shoah.

Der Vertreter der Bielefelder Antifa-West, die das Treiben im Collegium Humanum seit Jahren beobachtet und ans Licht der Öffentlichkeit zerrt, sprach denn auch davon, dass der Verein Täter und Opfer verkehrt. »Verfolgte sind hier nicht die Opfer des Holocaust, sondern diejenigen, die in der Tradition der nationalsozialistischen Täter stehen und ihn bestreiten«, sagte er in Bezug auf den Vereinsnamen.

Offizielles Ziel des Vereins sei die Wiederaufnahme von Strafprozessen, da viele Gründer des Vereins, deren Liste sich wie ein »Who is Who der international tätigen Holocaustleugner« lese, einschlägig vorbestraft seien. »Tatsächlich steht aber die Verherrlichung des Nationalsozialismus und die Leugnung seiner Verbrechen im Vordergrund«, erklärte der Bielefelder Antifaschist. Mit ständiger Wiederholung der Auschwitzleugnung wolle der Verein eine Normalisierung und letztlich Straffreiheit dieser Aussagen erreichen.