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Die Holocaustleugner vom Winterberg (Teil 3)





Am Winterberg erwartete die Holocaustleugner eine Botschaft, die ihnen nicht gefallen
hat



Als Beispiel für diese Strategie nannte der Vertreter der Antifa-West einen Prozess wegen Volksverhetzung gegen die Hausherrin des Collegiums, Ursula Haverbeck, und den Schriftleiter der Hauspostille »Stimme des Gewissens« vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen. Die beiden Angeklagten wurden wegen Volksverhetzung verurteilt. »Sowohl von den Angeklagten als auch aus dem Publikum heraus wurde immer wieder der Holocaust geleugnet. Selbst Hermann Göring wurde als Zeuge zitiert«, erinnert sich der Augenzeuge des Prozesses. »Das heißt, was während dieser Verhandlung passiert ist, hätte gleich wieder sieben bis acht Verfahren nach sich ziehen müssen«, so seine Einschätzung.


Folgenlose Holocaustleugnungen

Aber die Holocaustleugnung in einem deutschen Gerichtssaal führte zu keinen weiteren Verfahren. Tatsächlich kommt nur ein kleiner Teil der Holocaustleugnungen vor Gericht, der Antifa-Vertreter nannte ein weiteres Beispiel dafür, dass sie oft nicht geahndet werden: Auf der Internetseite www.deutschlandluegen.de heißt es ganz unzweideutig: »Den Holocaust gab es nicht«. Da auf der Seite auch ihr Verantwortlicher mit Namen, Adresse und sogar Foto aufgeführt ist, erstattete eine Bielefelder Antifaschistin bereits vor zwei Jahren Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Die führte aber bisher zu keinem Prozess, der Satz und andere irre Aussagen sind immer noch auf der Seite nachzulesen.

Auf ein weiteres Ziel derjenigen, die den Holocaust leugnen oder relativieren, ging der Vlothoer Pfarrer Christoph Beyer ein. »Wenn es diesen Wahrheitsverdrehern gelingt, den Holocaust klein zu reden, können sie ihn relativieren«, warnte er. Wenn schließlich die Shoah nur als eines von vergleichbaren Verbrechen angesehen werde, könnten Neonazis sagen: »Ach, Hitler war so schlimm gar nicht«, beschrieb Beyer das Kalkül der Holocaustleugner.

Christoph Beyer erinnerte daran, dass der Nationalsozialismus auch in dem beschaulichen Vlotho Spuren oder auch Lücken hinterlassen hat. Im November 1938 brannte auch hier die Synagoge, 41 Bürger der Stadt wurden im Dritten Reich in Konzentrationslager deportiert. Der Pfarrer forderte dazu auf, sich an ihre Schicksale zu erinnern und jegliche Form des Antisemitismus zu bekämpfen. »Es gibt ja nicht nur diesen plumpen Antisemitismus hier im Collegium Humanum, es gibt auch einen antisemitischen Nährboden in der Gesellschaft«, so Christoph Beyers Diagnose der deutschen Gesellschaft 60 Jahre nach dem Ende des Naziregimes. Aus christlicher Sicht verbiete sich aber jede Form von Antisemitismus, denn schließlich hätten Juden und Christentum gemeinsame Wurzeln, brachte er ein theologisches Argument gegen antijüdische Ressentiments vor.

Nach seiner Rede endete die Kundgebung. Während der hatte sich auch ein Dutzend Alt- und Neonazis hinter der Polizeiabsperrung zu den Beamten gesellt, die unter dem Schein von Scheinwerfern des Technischen Hilfswerks das Collegium Humanum bewachten. Unter den Rechtsextremen verschiedensten Alters auch der Vlothoer Udo Walendy. Der war jahrzehntelang Herausgeber der Zeitschrift »Historische Tatsachen«, in der wiederholt die deutsche Kriegsschuld und die NS-Verbechen geleugnet wurden. 1996 wurde er wegen Volksverhetzung in mehreren Ausgaben zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Mit dabei vor dem Collegium Humanum auch ein Altnazi, der eigentlich aus eigener Erfahrung wissen müsste, dass es den Holocaust sehr wohl gab. Als zahlreiche Kameras von Antifaschisten auf ihn gerichtet sind, fragt er noch grinsend, was an ihm denn so interessant sei. Als ihm aber ein Demonstrant entgegnet, dass er Fotos für den israelischen Geheimdienst Mossad mache, verliert der Greis offensichtlich für einen Moment die Fassung, ehe er ins Haus zurück trippelt. Für einen, der an eine jüdische Weltverschwörung glaubt, war das wohl starker Tobak.