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Das Gepäck bleibt zu Hause (23.11.2005)





Foto: Andreas Zobe


Seit 2001 organisiert der Evangelische Gemeindedienst im Johanneswerk dreimal im Jahr den jeweils viertägigen »Urlaub ohne Koffer« in Kooperation mit verschiedenen Kirchengemeinden. Zukünftig ist geplant, Urlaub ohne Koffer auch in weiteren Stadtteilen und Gemeinden anzubieten. Die Idee richtet sich an ältere Menschen mit begrenzter Mobilität. Die meisten leben alleine und sind im Durchschnitt 88 Jahre alt. Der Wille, etwas zu unternehmen und Neues zu erleben, ist da, aber körperliche Beschwerden sperren sie zunehmend in ihre Wohnungen ein. Einige der vorwiegend weiblichen Teilnehmer werden von ambulanten Diensten pflegerisch versorgt und manche zeigen erste Anzeichen von Demenz. Ihre Kontakte zur Außenwelt sind rar geworden, wenn selbst kurze Wege zu Fuß zu einem Problem werden. Und an Urlaub ist schon lange nicht mehr zu denken.

Beim Urlaub ohne Koffer ist schweres Gepäckschleppen nicht nötig. Die Teilnehmer werden morgens mit dem Auto zum gemeinsamen Frühstück abgeholt. Die »Club-Animateure«, die Betreuerinnen des Gemeindedienstes und einige Ehrenamtliche, haben nicht nur Spiele zur körperlichen Bewegung und zum Gedächtnistraining vorbereitet, sondern auch kreative Aktivitäten wie Malen und Singen, und ein Tagesausflug wird auch unternommen. Tätigkeiten, die Spaß und Abwechslung in den Alltag bringen sollen. Viele kommen aber vor allem, um Gesellschaft zu haben und um neue Leute kennen zu lernen.

Wie Johanna Nähring, die der Frage nach ihrem Alter charmant ausweicht. Sie ist schon zum achten Mal dabei und ist stolz darauf, den Weg zum Gemeindehaus noch alleine zu Fuß laufen zu können. Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes lebt sie ganz alleine und freut sich, Gleichgesinnte zu treffen. Der Kontakt zu ihren vielen Freundinnen, die sie beim Urlaub ohne Koffer schon getroffen hat, reißt auch danach nicht ab, dank häufiger Telefonate.

Auch Ilse Meier ist alleinstehend, seitdem ihr Mann kurz vor der Goldenen Hochzeit verstarb. Mit 78 Jahren ist sie noch eine der Jüngeren hier. Aber ein Schlaganfall vor einiger Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Zwar kümmert sich ihre Tochter liebevoll um sie, hilft ihr beim Putzen und bei wichtigen Telefonaten, aber trotzdem fühlt sich die ältere Dame oft einsam. »Nach 50 Jahren Ehe hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich eines Tages alleine dastehen würde«, erzählt sie. Umso mehr begrüßt sie es, raus zu kommen und Leute zu treffen. Dank der sorgfältig ausgesuchten Veranstaltungsorte, die alle ebenerdig liegen und ohne Stufen auch mit Gehhilfen erreichbar sind, muss sie sich dabei keine Sorgen um etwaige Hindernisse machen. Kein Wunder, dass auch sie eine Wiederholungs-Urlauberin ist.

Bei jedem Urlaub gibt es ein neues Programm – von Qigong bis zu gemeinschaftlichem Singen. Für Informationen wenden Sie sich bitte an: Barbara Lass 0521. 801-2726 oder Jutta Fehse-Neubauer – 4063