Webwecker Bielefeld: aids2005

Wieder mehr HIV-Infektionen (30.11.2005)



Von Manfred Horn

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto »Gemeinsam gegen Aids. Wir übernehmen Verantwortung – für uns selbst und für andere«. Im Vorfeld des Aids-Tags sind alarmierende Zahlen bekannt geworden: Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat im Oktober 2005 einen Anstieg der Hiv- Neudiagnosen im ersten Halbjahr 2005 um 20 Prozent festgestellt – verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Jahres 2004. Besonders deutlich ist die Steigerung der Neudiagnosen bei homosexuellen Männern. Im Jahr 2001 registrierte das RKI 300 Neudiagnosen pro Halbjahr. Dem stehen 550 Neudiagnosen im 1. Halbjahr 2005 gegenüber.

Bei Menschen, die einen heterosexuellen Übertragungsweg angeben, sind die Neudiagnosen ebenfalls angestiegen – von 115 pro Halbjahr in der Zeit vor 2004 auf circa 160. Auch eine Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist darauf hin, dass in der Allgemeinbevölkerung die Kondombenutzung in riskanten Situationen sinkt. Benutzten beispielsweise zu Beginn einer neuen Beziehung im Jahr 2000 noch 78 Prozent der Befragten Kondome, so sind es 2004 nur noch 70 Prozent.


Betroffenen-Gruppen verändern sich

Darüber hinaus hat sich auch die Zusammensetzung der Hauptbetroffenen-Gruppen verändert, denn mittlerweile werden 18 Prozent der neuen Hiv-Diagnosen bei Menschen festgestellt, die aus Ländern kommen, in denen Hiv und Aids in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet sind. Hier sind besonders Menschen aus Sub-Sahara-Afrika betroffen. »Eine wesentliche Ursache für das nachlassende Schutzverhalten liegt sicherlich darin, dass Aids durch die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten an Bedrohungspotential verloren hat. Die unmittelbare Todesbedrohung ist verschwunden«, äußert Peter Struck, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Bielefeld.

Bundesweit sind schätzungsweise 49.000 Menschen Hiv-infiziert. Die aktuelle Zunahme an Infektionen stellt die Aids-Hilfsorganisationen für neue Herausforderungen: »Die wesentliche Herausforderung der Aids-Prävention besteht darin, dass sie immer wieder mit neuen Ideen und Aktivitäten die Menschen neu motivieren und gewinnen muss, sich mit ihren eigenen Risiken auseinanderzusetzen und sich zu schützen«, erklärt Struck. Es reiche nicht, gut informiert zu sein. Das Wissen müsse in riskanten Situationen auch in die Tat umgesetzt werden.

Seit Beginn ist die Aids-Hilfe in der Aids-Prävention für schwule und bisexuelle Männer aktiv. Beispielsweise klärt das Präventions-Team – eine Gruppe schwuler ehrenamtlicher Mitarbeiter – vor Ort in der schwulen Szene über Hiv und Aids sowie über sexuell übertragbare Infektionen auf. Anfang 2005 konnte beispielsweise eine Hepatitis A+B-Aufklärungs- und Impfkampagne, die gemeinsam mit dem Gesundheitsamt durchgeführt wurde, erfolgreich abgeschlossen werden. 74 schwule Männer haben sich im Rahmen der Kampagne kostenlos gegen Hepatitis A+B impfen lassen.

Auf die Veränderungen in der Zusammensetzung der Zielgruppen hat die Aids-Hilfe Bielefeld frühzeitig reagiert. Sie hat bereits im Jahr 2002 begonnen, gemeinsam mit AfrikanerInnen zu überlegen, wie die Angebote für diese Zielgruppe besser nutzbar gemacht werden können. Sie hat gemeinsam mit AfrikanerInnen eine Seminarreihe mit dem Titel »Aids, Kultur und Tab«“ für afrikanische und deutsche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt. In den Workshops wird Basiswissen über Hiv und Aids vermittelt und die Sensibilisierung bezüglich kultureller Differenzen gefördert.