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Wir basteln uns eine Verschwörung (Teil 2)



Verschwörung ist auch ein Thema für die beiden anderen Herren. Für Eberhard Hamer haben sich unter anderem Gewerkschaften und – genau – das Großkapital gegen das deutsche Volk verschworen. Die geben nämlich, wie Hamer im Ostpreußenblatt schrieb, vor, »welche Themen im Wahlkampf ausgeschlossen werden ... und was mit Hilfe der von den gleichen Machtgruppen gesteuerten Medien als ‚öffentliche Meinung’ gilt, ‚politisch korrekt’ ist und von allen sogar bei Androhung von Strafen öffentlich geäußert oder nicht einmal gedacht werden darf«. In einem anderen Artikel macht Hamer deutlich, warum seiner Meinung nach die Wahrheit nicht ans Licht kommt: »Man wird dies als ‚Verschwörungstheorie’ oder als ‚Antiamerikanismus’ oder sogar als ‚Antisemitismus’ (Rothschild) abtun oder solche Veröffentlichungen ganz zu verhindern versuchen, denn immerhin gehören der US-Hochfinanz auch wesentliche Teile der Print- und Bildschirmmedien überall in der Welt«.

In der EU sieht Hamer, der auch für die rechte Wochenzeitung »Junge Freiheit« Beiträge schrieb und sich im »Bund freier Bürger« betätigte, Parallelen zum »kommunistischen Rätesystem«. Das Großkapital habe zudem den Euro gefordert. Seit dessen Einführung kann sich, so Hamer, »jeder Bürgermeister auf Sizilien statt mit weicher Lira nun mit zumindest anfangs noch harten Euro bedienen.«


Großindustrie lockt Asylbewerber

Aufgrund der Osterweiterung sieht Hamer, der als »Leiter des Mittelstandsinstituts Niedersachsen« angekündigt wurde, »eine neue Völkerwanderung vor allem nach Deutschland einsetzen«. Aber nicht nur Zuwanderer aus Osteuropa hat Deutschland einer Verschwörung zu verdanken, auch Asylbewerber werden von ihr hierhin gelockt. Denn: »Die Großindustrie wünscht für ihre Massenprodukte immer größere Käufermassen mit allseitigen Bedürfnissen und Zusatzangebot an Arbeitskräften. Und die Sozialfunktionäre wollen Betreuungspotential. Diesen Hintergrund haben die Asylprobleme«, hat der Herr Hamer herausgefunden. Die Rechnung ist für ihn einfach: »Je mehr Asylanten, desto mehr Betreuungsfunktionäre«.

Auch Johannes Jenetzky sieht eine Verschwörung gegen Deutschland, hat aber Hoffnung, dass die nicht ewig wehrt. In einem Leserbrief an die verschwörungstheoretische Zeitschrift CODE lobte er diese nach Angaben der antifaschistischen Zeitschrift Lotta: »CODE steht für historische Wahrheit. Der große Morgen wird ohne die Illuminaten und die Christen des paulinistischen Glaubensbekenntnisses aufsteigen«, formulierte er da. Er ist sich sicher: »Die Geschichtsrevision zertrümmert alle Lügen gegen das deutsche Volk«.

Die inzwischen eingestellte Zeitschrift hatte Kontakte zum Freiwirtschaftsbund, dessen Vorsitzender Jenetzky ist. Die Freiwirtschaftsbewegung entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und hatte auch viele Anhänger unter den Nationalsozialisten, wie etwa die Brüder Strasser. Auch nach dem Dritten Reich hatte die sozialdarwinistische und in Teilen rassistische und antisemitische Freiwirtschaftsbewegung Verbindungen nach rechts außen, etwa zum Weltbund zum Schutz des Lebens (WSL). Da ist es kein Zufall, dass 1983 der damalige Präsident der freiwirtschaftlichen »Internationalen Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung« im Collegium Humanum in Vlotho, der Heimstatt des WSL, zu Gast war.