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Ausstellung über vergessene Bielefelder Künstlerin (07.12.2005)








Mit einer »Hommage« in der Bibliothek der Universität erinnert das »frauenkunstforum-owl« an die heute 95-jährige Bielefelder Künstlerin Helene Homilius. Neben der Ausstellung entstand aus der Projektgruppe des fkf zudem ein Film über die weitgehend vergessene Bielefelderin, die auf einem Bauernhof in Halle/Westfalen aufwuchs.


Von Mario A. Sarcletti

»Wir haben vor 20 Jahren mal in der Kunsthalle geschaut, was es da an Künstlerinnen gibt«, beschreibt die rührige Bielefelder Kunsthistorikerin Irene Below, eine der Initiatorinnen des »frauenkunstforums-owl«, bei der Vernissage der Helene Homilius Hommage, wie ihre Beschäftigung mit der Künstlerin begonnen hat. »Die einzige regional Künstlerin, von der die Kunsthalle ein Exponat besaß, war eben Helene Homilius«, erklärt sie weiter, wie ihr die Bedeutung dieser Künstlerin bewusst wurde. Das Relief »Musizierende Kinder« hatte der von den Nazis ab- und nach dem Dritten Reich wieder eingesetzte Leiter der Kunsthalle Heinrich Becker angekauft.

Dass es vor allem Skulpturen sind, die Helene Homilius bekannt machten, ist für Irene Below kein Zufall. »Das passt zu ihrem bäuerlichen Hintergrund, etwas mit der Erde und den Händen zu machen«, verweist Below auf die Biographie der 1910 auf dem Hof Jürgensmann in Halle/Hörste geborenen Helene. Deren Lebenslauf war für Künstlerinnen äußerst ungewöhnlich. Während es mehrere Männer aus dem bäuerlichen Milieu – wie etwa P.A. Böckstiegel - gab, die Künstler wurden, ist dieser Werdegang bei Frauen selten. Normal war eigentlich das, was auch Helene Homilius machte: Mit vierzehn kam sie als Tochter einer kinderreichen Familie zu einer Tante, arbeitete bald als Hausmädchen bei einem wohlhabenden Bürger.

Aber schon von frühester Kindheit an zeichnete und modellierte sie. Doch trotz bestandener Aufnahmeprüfung an der Bielefelder Handwerker- und Kunstgewerbeschule konnte sie die nicht besuchen. »Sie konnte die Fahrt von Hörste zur Schule nicht finanzieren«, berichtet Irene Below. Erst nach ihrer Heirat 1938 mit dem Maler und Illustrator Werner Homilius reichte das Geld, um sich zumindest teilweise der Kunst zu widmen. Daneben arbeitete Helene Homilius bis zu ihrer Pensionierung bei der Post, auch um nach dem Tod ihres Mannes 1948 den Lebensunterhalt für sich und ihre 1937 unehelich geborene Tochter Hanna zu verdienen. 1942 wurde sie schließlich in die Meisterklasse von Arnold Rickert an der »Meisterschule des deutschen Handwerks«. Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek vergisst nicht zu erwähnen, dass Homilius in der Zeit auch an der Ausstattung der SS-Kultstätte Wewelsburg mitwirkte.

Obwohl sich Helene Homilius nach dem Krieg zu einer der führenden Künstlerinnen in OWL entwickelte, ist sie heute fast vergessen. Aber auch während der Schaffenszeit musste sie um Renommee kämpfen: »Die Anerkennung, die sie verdient hätte, hat sie auch von Kollegen nicht bekommen«, erklärt der Bildhauer Bruno Buschmann in einem Film von Christel Heermann, der bei der Vernissage gezeigt wurde. In dem Film kommen Verwandte und Bekannte der Künstlerin zu Wort. Leider waren bei der Vorführung des Films die Interviewpassagen mit Irene Below tonlos.

Dass Helene Homilius ihr die gebührende Anerkennung versagt blieb, liegt vielleicht daran, dass »sie immer gegen den Stachel gelöckt hat«, wie Irene Below auf der Vernissage sagte. So modellierte sie 1956 eine Krippe, die ehemalige Schüler dem Bavink-Gymnasium, dem heutigen Gymnasium am Waldhof, schenkten. Da bei dem Figurenensemble der »Josef« fehlt, weigerte sich ein Leiter der Schule über zwanzig Jahre, die Krippe aufzustellen.