Webwecker Bielefeld: frauenberatung01

20 Jahre Psychologische Frauenberatung (14.12.2005)





Im Mittelpunkt des sensorischen Interesses: Die Arbeit mit Klappdeckel von Yvonne van Hülsen mit dem schönen Titel »Worte gehen den weichen Gefühlen nach«



Von Manfred Horn

Die ›Psychologische Frauenberatung‹ wurde 20 – und viele waren da. Am vergangenen Donnerstag im Neuen Rathaus kamen vor allem Frauen zusammen, um den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle zu gratulieren – und um ein bisschen sich selbst zu feiern.


»Gegendert ist nicht gleichberechtigt«

Ilse Buddemeier, Gleichstellungsbeautragte der Stadt, brachte es auf den Punkt: »Kämpften Frauen früher gegen das Patriarchat, so diskutieren sie heute eher darüber, wie sie in den Herrenclub reinkommen«. Dabei, und das betonte Buddemeier, ist das Patriarchat keineswegs besiegt. Sie forderte auf, den »FC Feminismus« zu unterstützen statt den Sieger der vergangenen Saison, den »FC Patriarchat«. Alleine in Bielefeld gab es im vergangenen Jahr 700 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt von Männern. Und das aktuelle Plakat des Museums Marta in Herford, das eine Auswahl der Sammlung des Hauses zeigt, erinnert sie eher an ein Pornoplakat. »Gegendert ist eben nicht gleichberechtigt«, resümierte sie.

Buddemeier gratulierte wie die anderen Frauen, unter ihnen die SPD-Landtagsabgeordnete Helga Gießelmann und die Psychotherapeutin und Friedensaktivstin Angelika Claußen, einer Beratungsstelle, die ein breitgefächertes Angebot für Frauen bereit hält. Frauen in schwierigen Lebenslagen werden beraten. Dazu gehören sowohl telefonische Beratung wie auch längerfristige Psychotherapien. Zu speziellen Themen wie Trennung und Scheidung bietet der Verein Gesprächskreise an.

Die Frauen werden unterstützt in der Suche nach Ärtzinnen, Rechtsanwältinnen und Therapeutinnen. Frauen kommen in die Beratungsstelle, weil sie in einer Krise sind. Dies kann die Trennung von dem Lebenspartner, der Lebenspartnerin sein. Oder Gewalterfahrungen, die bis in die Kindheit zurückreichen können. Aber auch Süchte, Essstörungen und Co-Abhängigkeit von der Sucht des Partners können Themen sein.

Gegründet wurde der Verein in den Ausläufern frauenbewegter Zeiten, 1985. Seit 1988 wird in den Räumen in der Ernst-Rein-Straße vor allem Therapie angeboten. Wie bei so viele Projekten und Vereinen, die heute zum sozialen Netz der Stadt gehören, war der Anfang geprägt von viel ehrenamtlichem Engagement. Bis zu acht Frauen teilten sich die Arbeit. 1995 dann wurde der Schwerpunkt Richtung Beratung verschoben. Stetig Geld fließt erst seit 1997, als das Land eine Grundförderung vereinbarte, die sich bis heute in einer Zweidrittel-Finanzierung der eineinhalb Stellen niederschlägt. Die Stadt ergänzt seitdem die Förderung mit einem Leistungsvertrag, Gießelmann ist gar voll des Lobes: »Die Stadt hat sich mustergültig verhalten«. So können die eineinhalb festen Stellen gesichtert und durch einen Pool von Honorarkräften ergänzt werden.

Besonderes Augenmerk liegt in der Arbeit mit Migrantinnen. Inzwischen ist jede fünfte Rat- und Hilfesuchende eine Frau mit Migrationshintergrund. Angelika Claußen bescheinigte der Beratungsstelle denn auch eine »hohe Sensibilität für Migrantinnen« Die Beratung erfolgt auf Wunsch nicht nur in türkischer, kurdischer, russischer, englischer, französischer oder spanischer Sprache. Vielmehr bemüht sich die Psychologische Frauenberatung auch darum, den kulturellen Hintergrund der Frauen zu begreifen.