Webwecker Bielefeld: fussballtempel

Fußball-Tempel gibts nur in der Bildzeitung (11.01.2006)




So wie hier die Fußball-EM in einer Kirche in Oberentfelden (Schweiz) wird die WM in der Altstädter Nicolai-Kirche nicht gefeiert


Von Manfred Horn

Die Fußball-WM 2006 rückt näher. Und damit auch das öffentliche Interesse an dem Riesenspektakel. Am 29. Dezember vermeldete die ›Bild-Zeitung‹: »Zur Fußball-Weltmeisterschaft wird Bielefelds Altstädter Nicolaikirche wohl zum WM Stadion«. In einem größeren Artikel mit Bild behauptet ›Bild‹, die Evangelische Kirche würde alle WM-Spiele in Kirchen übertragen. Über 600 Gemeinden hätten sich registrieren lassen. »Fangesänge, statt ›Großer Gott wir loben Dich«, »sogar Bier- und Würstchenbuden sind zur WM erlaubt«. Die Altstädter Nicolaikirche werde zur Fußballfestung.

Wer die ›Bild‹ kennt oder auch nur ihren Ruf, weiß, dass der Artikel mit Vorsicht zu genießen ist. Deutschlandfahnen-schwenkende Fußballfans, die sich in der Pause des Spiels mal eben ein neues Bier und eine Currywurst vom Stand nebem dem Eingang ziehen und dann die guten Eichenbänke vollfurzen? Kaum vorstellbar. Wenn ›Bild‹ schreibt: »wohl«, dann ist klar, die haben überhaupt nicht gefragt. Denn die Altstädter Nicolaikirche viel aus allen himmlischen Wolken, als ein braves Gemeindemitglied mit der Bildzeitung angetrabt kam und dem Pfarrer den Artikel in die Hand drückte.

Mit ihm habe die Bildzeitung nicht gesprochen, sagt Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher, zu keinem Zeitpunkt seien zu der Sache Informationen in der Gemeinde eingeholt worden. »Zu keinem Zeitpunkt wurde beabsichtigt, in der Altstädter Nicolaikirche irgendwelche Fußballübertragungen durchzuführen«, erklärt Piepenbrink-Rademacher.

Es gebe Überlegungen der Evangelischen Jugend, kurz vor der WM ein Streetsoccer-Tunier auf dem Altstädter Kirchplatz durchzuführen. Eine eventuelle Openair-Übertragung des Eröffnungsspieles auf dem Altstädter Kirchplatz für die Teilnehmer des Turnieres und jugendliche Mitarbeiter würde zum Abschluss des Turnieres in Erwägung gezogen. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. »Das Gebäude der Altstädter Nicolaikirche selbst wird dabei – selbstverständlich – definitiv nicht einbezogen werden«, sagt Piepenbrink-Rademacher. Er ist »entsetzt über einen derart reißerischen, in sehr großen Teilen sachlich vollkommen falschen Artikel«.