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Beratungsstelle des Mädchenhaus mit weniger Geld (01.02.2006)





Maria Therre und Astrid Schulze Berndt: Große Nachfrage nach den Angeboten der Beratungstelle, aber weniger Geld.



Von Manfred Horn

Die Beratungsstelle des Mädchenhaus muss mit einer Kürzung ihrer Landesmittel um 16 Prozent rechnen. »Am 20. Dezember wurde uns dies mitgeteilt«, sagt Maria Therre, Mitarbeiterin des Mädchenhauses. Das Land hatte auch noch einen guten Rat: Dass das Geld doch beim Personal zu sparen sei. Seit 1. Januar nun kommt der Zuschuss auch tatsächlich um 16 Prozent gekürzt – obwohl das Land überhaupt noch keinen Haushalt für 2006 verabschiedet hat. Damit wird erst im Mai gerechnet.

Beim Mädchenhaus stehen die Interessen junger Frauen zwischen 12 und 21 Jahre im Mittelpunkt, im Einzelfall auch älter. Neben der Beratung bietet das Mädchenhaus auch noch eine Zufluchtstätte und Wohnangebote, in denen die jungen Frauen für längere Zeit unterkommen können. Beraten werden Mädchen und Frauen, die körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt erfahren haben, die Probleme mit FreundInnen oder in der Familie haben. Sie werden von einem dreiköpfigen Team im Mädchenhaus beraten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den kulturellen Hintergrund gelegt: 24 Prozent derjenigen, die die Beratung aufsuchen, haben inzwischen einen Migrationshintergrund. »Da sind wir auf einem guten Weg«, sagt Maria Therre. Denn die Beratungsstelle will die gesellschaftliche Realität spiegeln. So sind auch Frauen mit Migrationshintergrund in den Vorstand gewählt worden oder arbeiten direkt in der Beratungsstelle.


Schnelle Hilfe nötig

Mädchen mit Gewalterfahrung bräuchten schnelle und unkomplizierte Hilfe. Die sofortige Krisenintervention sei wichtig. »Den Mädchen da einen Termin mit Wartezeit zu geben, wäre unverantwortlich« sagt Therre. Und doch schaffen die Beratungsfrauen die Arbeit jetzt schon nur »gerade so«. 24 Prozent der Mittel für die Beratungsstelle kommen vom Land, der große Rest von der Stadt. Seit 1991 fördert das Land, anfangs noch mit 33 Prozent. »Die Förderung ist in den vergangenen Jahren aber Schritt für Schritt zurückgenommen worden«, erklärt Astrid Schulze Berndt, Mitarbeitin der Beratungsstelle. Sie versteht ebenso wie ihre Kolleginnen die Landespolitik nicht: In der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und FDP sei die Notwendigkeit eines Beratungs- und Unterstützungsnetzwerkes für Gewaltopfer aufgezeigt worden. Hilfsangebote für Opfer häuslicher Gewalt, sexuellen Missbrauch und Menschenhandel sollten danach erhalten bleiben. Doch nun packt die Landesregierung trotzdem den Rotstift heraus.

Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle sind verunsichert, sie können nicht einschätzen, wie sich die politische Lage und damit der Geldfluss entwickeln wird. Aufgeben wollen sie aber nicht. »Wir werden nicht sagen, dieses und jenes machen wir jetzt nicht mehr. Dafür sind die Angebote zu wichtig«, sagt Maria Therre. Zumal seit 1. Januar ein weiteres Tätigkeitsfeld hinzugekommen ist, nämlich die Prozessbegleitung von Mädchen und Frauen unter 27 Jahren, die als Betroffene und Zeugin von sexualisierter Gewalt vor Gericht gehen. Diese weist die Staatsanwaltschaft in Bielefeld nun auf die Möglichkeit hin, sich von der Beratungsstelle begleiten und betreuen zu lassen.

»Die Kürzungen laufen diametral«, sagt Astrid Schulze Berndt. Die Beratungen nehmen zu, in 2005 gab es 355 Kontakte von mindestens 45 Minuten mit der Zielgruppe. Bliebe das Land bei seinen Kürzungen, müssten die Frauen mit einem reduzierten Angebot des Mädchenhauses rechnen. Aus Eigenmitteln kann ein kleiner Träger wie das Mädchenhaus die Kürzungen nicht auffangen und ruft deshalb zu Spenden auf.


Spenden für das Mädchenhaus über den Förderverein: Sparkasse Bielefeld, Blz 48050161, Kto 47003215. Weitere Informationen beim Föderverein: 0521-178813

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