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Kein Kraut gewachsen gegen Vogelgrippe (15.03.2006)



Die in Deutschland grassierende Vogelgrippe mit dem gefährlichen H5N1-Virus ist bislang eine Tierseuche und keine Krankheit, die Menschen befällt. Trotzdem versuchen Geschäftemacher, die Angst vor einer Erkrankung mit dem Verkauf von dubiosen Vorsorgepaketen und wirkungsloser Mittelchen auszunutzen. «Zurzeit werden zum Beispiel im Internet verstärkt Nahrungsergänzungsmittel in Form von Vitaminpräparaten, Pflanzenstoffen oder Gewürzen angeboten, die in ihrer Wirkung teilweise unberechenbar sind und keine unheilvollen Viren abwehen«, warnt die Verbraucherzentrale NRW.

Als »wirkungslos« stuft sie Tropfen und Tabletten wie Mycelia oder Shiitake ein. Die stärken zwar eventuell das Immunsystem, schützen aber nicht vor einer echten Grippe. Fitness-Drinks mit Beerenextrakten sollen speziell Kinder schützen. Anbieter gaukeltenn besorgten Eltern hier nur eine falsche Sicherheit vor, sagt die Verbraucherzentrale.

Seit langem gibt es auch verschiedene Mixturen aus Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenextrakten auf dem Markt, die flugs auch als Viren-Killer gegen Vogelgrippe angeboten werden. Zu erkennen sind sie an dem Begriff »Immun«, der häufig im Produktnamen vorkommt. Viele dieser Präparate sind aber so hoch dosiert, dass sie eher als Arznei- und nicht als Nahrungsergänzungsmittel gelten müssten. Als Arzneimittel sind sie jedoch in Deutschland nicht zugelassen. Solche Präparate dürfen auf keinen Fall ohne ärztlichen Rat eingenommen werden, da zum Beispiel Wechselwirkungen mit Medikamenten nicht auszuschließen sind.

Auch Sternanis muss als Anti-Virenmittel herhalten. Das Gewürz ist Ausgangsstoff für die Herstellung eines bekannten Grippemittels. Sternanis selbst kann jedoch nichts gegen Grippeviren ausrichten. Außerdem ist das asiatische Küchengewürz in der letzten Zeit knapp und somit teurer geworden. Deswegen ist nicht auszuschließen, dass auf dem Markt trotz guter Importkontrollen auch Mischungen mit dem giftigen japanischen Sternanis angeboten werden.

Viele Internetforen schwören auf den Virenschutz polyphenolhaltiger Lutschtabletten, die aus der Zist-Rose hergestellt werden. Tatsächlich existieren einige Studien, die bei einigen Heilpflanzen eine immunstärkende Wirkung von Polyphenol-Extrakten aus bestimmten Pflanzen festgestellt haben. Sie können möglicherweise verhindern, dass Viren in Zellen eindringen. Doch bislang sind nur Untersuchungen mit Versuchen an Zellkulturen und an Mäusen bekannt. Diese lassen keinen Rückschluss auf die Wirkung auf Menschen zu. Außerdem ist unklar, welche Dosis für eine Abwehrreaktion nötig ist und welche Nebenwirkungen drohen.

Gegen die Vogelgrippe ist zwar kein Kraut gewachsen, aber abwechslungsreiches Essen mit viel Obst und Gemüse, reichlich Bewegung, öfter mal frische Luft, genügend Schlaf und ein Anti-Stress-Programm sind die richtige Mixtur, um das eigene Abwehrsystem zu stärken. Vor einer Ansteckung mit Vogelgrippeviren muss sich derzeit niemand mit einem besonderen Mittelchen schützen, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.


Öffnungszeiten der Verbraucherzentrale in Bielefeld am Willy-Brandt-Platz: Mo 9.00 - 13.00, 14.00 - 18.00 Uhr, Di 9.00 - 13.00, 14.00 - 17.00 Uhr, Mi nach Vereinbarung, Do 9.00 - 13.00, 14.00 - 18.00 Uhr, Fr 9.00 - 13.00 Uhr

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