Webwecker Bielefeld: jugendberuf01

Wie kriegen Jugendliche Arbeitsplätze? (12.04.2006)



Auf Einladung der Grünen fand am Dienstag der vergangenen Woche ein Fachgespräch zum Thema Jugendberufshilfe statt. Im Mittelpunkt des von mehr als 45 Personen besuchten Gesprächs stand die Diskussion über das Konzept einer »qualitativen Bildungsplanung und Bildungsbiographie im Kreis Herford«, das sogenannte ›Herforder Modell‹ (WebWecker berichtete).

Als Vertreter des regionalen Bildungsbüros des Kreises Herford stellte Olaf Simon die Ziele und die einzelnen Module des vom Herforder Kreistag beschlossenen Konzepts vor. Es geht dabei einerseits um eine Vernetzung und Bündelung bereits vorhandener Angebote, andererseits um die Entwicklung und Anwendung neuer Instrumente zur Unterstützung Jugendlicher im Übergang von Schule zu Beruf. Insbesondere an den neuen Instrumenten wie der Bildungsberatung, dem »Berufsnavigator«, dem Monitoring sowie dem eigens entwickelten Assessmentverfahren bestand großes Interesse der Anwesenden, die aus Schulen, Berufsbildungseinrichtungen und Beschäftigungsinitiativen kamen.

Simon stellte darüber hinaus die Werkstattschule vor und erläuterte das Konzept für einen Ausbildungsverbund, den der Kreis Herford derzeit umsetzt. Dadurch sollen im Laufe von drei Jahren insgesamt 540 neue Ausbildungsplätze in Trägerschaft von Berufskollegs entstehen. Ermöglicht wird dieses Modell durch die Änderung des Berufsbildungsgesetzes vom März dieses Jahres. Die Grünen streben wie die SPD ein ähnliches Modell für Bielefeld an (WebWecker berichtete).

Rückendeckung erhielten die Grünen, die ein ganzes Bündel von Maßnahmen zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit vorgeschlagen haben, von Gerd-Otto Knake, Leiter des Carl-Severing Berufskollegs für Handwerk und Technik. Er hält eine Bündelung der vorhandenen Ressourcen für dringend notwendig. Knake spricht sich für die Reaktivierung des dualen Ausbildungssystems aus, das in den letzten Jahren immer weniger Ausbildungsplätze bereitgestellt hat. Knake, der darauf verweist, dass sein Berufskolleg Träger von derzeit 265 Vollzeit-Auszubildenden ist, spricht sich für die Einrichtung eines Zentrums für berufliche Grundbildung nach dem Muster des Kreises Lippe auch in Bielefeld aus.

Bis zum Sommer soll die Diskussion in einen konkreten Beschluss münden, der zu Beginn des nächsten Ausbildungsjahres umgesetzt werden kann. »Es müssen intelligente Wege zur Bündelung vorhandener Ressourcen gefunden und neue Wege bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen beschritten werden. Der Handlungsdruck wächst von Tag zu Tag, denn die Zahl der unversorgten Jugendlichen ist enorm groß«, erklärte Inge Schulze, grüne Fraktionssprecherin, nach der Veranstaltung.