Webwecker Bielefeld: strafraum

Strafräume sind eng (17.05.2006)





Skizierten die schwierige Lage von Strafgefangnen(v.l.): Adrian Tillmanns, Susanne Haber und Dr. Rolf Stieber. Foto: W. Krüper



»Es ist nicht sicher gestellt, dass straffällige Menschen in Haftanstalten in Würde alt werden und sterben können«, betonte Referent Adrian Tillmanns, Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bochum beim zweiten Fachtag Straf-Räume im Evangelischen Johanneswerk. Bei der Tagung setzten sich mehr als 70 Experten aus NRW mit dem Thema »Straf-Räume – Lebenswelten straffällig gewordener Menschen« auseinander.

»Schwierig ist auch die Situation alter Menschen, die aus der Haft entlassen werden«, erklärte Susanne Haber, Leiterin des Hauses Nordpark, eine Einrichtung für Haftentlassene in Bielefeld, die den Fachtag organisiert hatte. »Ich weiß in ganz Deutschland von nur zwei Plätzen in Rehabilitationseinrichtungen für diese Menschen. Auch private Unterkünfte zu finden, ist kaum möglich.« Besonders in den heutigen Zeiten knapper Kassen sinke die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich für die Betroffenen einzusetzen.

Eine These, die Referent Rolf Stieber, Seelsorger in der JVA Werl, nur bestätigen konnte: »Leider ist aus dem öffentlichen Bewusstsein der Gedanke verschwunden, dass straffällige Menschen Teil der Gesellschaft und von dieser beeinflusst sind. Dass sie oft selber Opfer sind«.

Handlungsbedarf gibt es an vielen Stellen, waren sich die Teilnehmer des Fachtags einig. »In den Haftanstalten gibt es keine Angebote für Straftäter mit Suchtproblemen«, erklärte Martin Reker vom Evangelischen Krankenhaus Bielefeld. Das sei »absurd«, denn bis zu drei Viertel der Männer und Frauen hätten Suchtprobleme. Gleichzeitig würden die Angebote draußen nach der Entlassung meist nicht mehr genutzt. »Hier müsste größerer Druck ausgeübt werden können, wie dies bereits in anderen Ländern geschieht«.

Weitere Themen des Fachtags waren unter anderem Straffälligkeit und Sexualstraftaten, sowie psychische Erkrankungen. Aufgrund des großen Interesses will das Johanneswerk versuchen, den Fachtag alle zwei Jahre zu organisieren.