Webwecker Bielefeld: nationalpop02

Nationaler Pop (Teil 2)



Achim Reichel formulierte: »Jetzt, da die Siegermächte ihre letzten Besatzungstruppen abgezogen haben, müsste es doch das Interesse einer jeden Partei sein, unserem Land nicht seine eigene Gegenwartskultur vorzuenthalten«. Kein Wunder dass die rechte »Junge Freiheit« auf diesen Zug aufsprang und forderte das »englische Gedudel« zu stoppen. Auch kein Zufall ist wohl, dass die Besucher der Deutschquotenseite alles-in-eigener-sache.de des Vereins Deutsche Sprache bis vor einem Jahr von der Germania von der Wacht am Rhein begrüßt wurden.

Mit der Band Mia kam im Jahr 2003 schließlich eine Kapelle bei der Nation an, die sich selbst als links versteht. In ihrem Song »Was es ist« betritt die Band »neues deutsches Land«, das Ganze in schwarz-rot-gold gehüllt. »Bei Rammstein war das klar, wenn sich wie hier das Ganze aber liberal gibt, wie auch die Kampagne ›Du bist Deutschland‹ ist das schon schwerer zu durchschauen«, warnte Martin Büsser. An diesen nationalen Diskurs der Kulturschaffenden dockten dann auch noch Filmemacher an. »Filme wie ›Das Wunder von Bern‹ sollen zeigen: ›Wir können uns doch endlich von dem Bösen lösen‹«, beschrieb Büsser den Hintergrund der Normalisierung von Nation.

Popmusik spiegle die Gesellschaft wieder, sagte Büsser. Und die setze eben zur Zeit auf »sich im Hort umklammern«, wie Büsser sagt, auf Romantik, und zu der gehörte schon im 18. Jahrhundert die Nation. »In einer Zeit, in der Nationalismus gut ankommt, ist die Pokultur natürlich nicht davor gefeit da aufzuspringen«, erklärte er. Dagegen wendet sich der Sampler I can’t relax in Deutschland, für dessen 50-seitiges Textbuch zum Thema Pop und Nation Büsser einen Artikel verfasste. Neben den Texten gibt es auf dem gutgemachten Sampler Musik von zwanzig deutschen Bands, die sich gegen den nationalen Pop richten. Mit dabei sind etwa Kettcar, Kante oder Die Sterne. Programmatisch für den Sampler ist der Song von Tocotronic: »Aber hier leben, nein danke«.


Weitere Informationen über den Sampler gibt es im Internet unter <a href="http://www.icantrelaxin.de/">http://www.icantrelaxin.de/