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Broschüre über Holocaustleugner erschienen (Teil 2)



Das gelte zumindest für Veranstaltungen, in denen über »Hitler als Wille Gottes« diskutiert wird. Andere Veranstaltungen sprechen dann eher Naziskins an. So wollte der Bielefelder Kameradschaftsführer Bernd Stehmann im Jahr 2001 in Vlotho »Unterführer« für die Szene ausbilden, 2005 organisierte der verurteilte Neonazi Meinolf Schönborn im Collegium ein regionales Kameradschaftstreffen unter dem Motto »Nicht reden, handeln«.

Das Collegium Humanum hat aber nach Einschätzung Wagners nicht nur Einfluss in der ostwestfälischen Naziszene. »Obwohl die Ideologie, die da vertreten wird, eigentlich ziemlich ab ist und man eher denkt, das ist eine kleine Sekte, hat es doch eine ziemlich große Bedeutung«, stellt er klar. Die Hauszeitschrift Stimme des Gewissens hat immerhin eine Auflage von 3000 Exemplaren. »Und die Referenten des Collegiums treten bundesweit auf, zum Teil bei Neonaziaufmärschen, zum Teil in Burschenschaftshäusern oder anderen Veranstaltungen der extremen Rechten«, fügt Wagner hinzu.

Bundesweit soll deshalb durch die Broschüre auch das Problem Collegium Humanum bekannt werden. »Wir wollten vor allem über Vlotho hinaus über das Collegium informieren«, erklärt Wagner zur Motivation für die Erstellung der Broschüre. Das macht Sinn, schließlich sind auch die Vlothoer Holocaustleugner über Ostwestfalen hinaus aktiv. So kaufte der bereits 1992 in Vlotho gegründete Verein »Gedächtnisstätte für die Opfer des Zweiten Weltkriegs durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern« ein Bergbaugelände im sächsischen Borna. Antifaschisten befürchten, dass dort ein neues Zentrum für Neonazis entstehen soll. Wagner nennt aber neben der Information über das Collegium noch ein anderes Motiv für die Erstellung des Broschüre: »Wir wollten vor allem auch Fakten für unsere Forderung nach einer Schließung des Collegiums Humanum zusammenstellen«, sagt er.

Den Behörden wirft er wie andere Vertreter des Bündnisses gegen das Collegium vor, dass sie zu lange untätig geblieben seien. »Denn wenn wirklich alle Straftaten dort von Staatsschutz und Justiz verfolgt werden würden, dann wären die Holocaustleugner – das ist unsere These – relativ schnell am Ende ihrer finanziellen und auch personellen Ressourcen«, sagt Wagner. Tatsächlich gab es bisher nur Verfahren wegen Artikeln in der Stimme des Gewissens, wegen der Inhalte der Seminare und der dabei stattfindenden Leugnung des Holocausts wurden die Behörden aber noch nicht tätig. Aus Sicht der Staatsschutzabteilung der Bielefelder Polizei handelt es sich nämlich um nicht-öffentliche Veranstaltungen.


Die Broschüre »Collegium Humanum – Von der NS-Reichsleitung zum Zentrum der Holocaustleugner« gibt es in Vlothoer Buchhandlungen für 3 Euro. Beim AStA der Universität Bielefeld ist sie kostenlos zu haben.