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Auf der Suche nach der Form (12.07.2006)





Noch ein Modell: Die neue Alm. Montage: Arminia Bielefeld



Die Alm, die längst nach einem Fenster-Hersteller benannt ist, ist zu klein. Dies meint zumindest Arminia Bielefeld und will seit langem ausbauen. Eine neue Ostribüne ist geplant, der Ausbau sollte eigentlich während der Sommerspielpause beginnen. Doch daraus ist nichts geworden, da sich der Fußballverein und Anwohner noch nicht einigen konnten. Es geht um Schallschutz für die geplagten Bewohner der Melanchtonstraße. Ole Wolff vom Fan-Projekt berichtet zur Lage.



Von Ole Wolff

Als Arminia auf die grüne Wiese zog, war die Welt noch in Ordnung. Niemand ahnte, dass es einmal Streit geben könnte um einen Fußballplatz, der damals eher an eine Alm erinnerte denn an ein »Feld der Ehre«. Und außerdem wohnte vor achtzig Jahren kaum jemand im Bielefelder Westen, der sich hätte über johlende Fans aufregen können.

Aber seit 1926 hat sich einiges getan. Bielefeld ist gewachsen, das Stadion liegt inzwischen mitten im Wohngebiet. Damit ist Arminia einer der letzten Bundesligisten, welcher in der Stadt und nicht auf der grünen Wiese antritt. Zu den Heimspielen strömen durchschnittlich 21.000 Fans zur Alm, die mittlerweile in Schüco-Arena umgetauft ist. Die Fans machen natürlich Lärm - vor, während und nach dem Spiel. In einem Wohngebiet stößt dies nicht immer auf Gegenliebe.


Streit seit zehn Jahren

Schon vor Jahren gründete sich entlang der Melanchthonstraße eine Interessengemeinschaft. Das waren vor allem Hauseigentümer, die sowohl die Ruhe am Wochenende als auch den Wert ihrer Grundstücke sichern wollte. 1996 erreichten sie etwa, dass sich der Verein zum Lärmschutz verpflichtete und unter anderem den Stadioneingang Melanchthonstraße schloss. Zum Ärger vieler Fans.

»Was lange währt, wird endlich gut«, versicherte DSC-Geschäftsführer Roland Kentsch, als er im Februar die neuesten Pläne vorstellte. Der Verein will die Ost- zu einer 22 Meter hohen Haupttribüne ausbauen. So sollen die offenen Ecken des Stadions geschlossen und der Lärm gedämpft werden. Aber die Anwohner fürchten im Schatten des Stadions um ihren Platz an der Sonne und klagen. Der Baubeginn ist vorerst auf Eis gelegt. Der Verein muss aber etwas unternehmen, denn es gibt gesetzliche Auflagen. Die schreiben Lärmschutz vor, regeln aber nicht, wie das erreicht werden soll.

 Arminia steht zudem wegen gesetzlicher Auflagen zunehmend unter Zeitdruck und droht, diese im Zweifel durch eine 22 Meter hohe Lärmschutzwand zu erfüllen. Das wiederum dürfte keinem der Anlieger recht sein.


Langfristige Lösung gesucht

Das bestätigt auch der Rechtsanwalt der Interessengemeinschaft, Burkhard Zurheide: »Streit um des Streites wollen wir nicht. Auch wir wollen eine schnelle und einvernehmliche Lösung«. Für Zurheide liegt der Fehler vor allem beim städtischen Bauamt, das keinen geschlossenen Bebauungsplan aufgestellt habe. »Schließlich braucht es eine Lösung nicht für zwei, sondern für zwanzig Jahre«, sagt der Rechtsanwalt. Er hofft jetzt auf das Schlichtungsverfahren. Wie lange das dauern wird, ist offen.