Webwecker Bielefeld: Teil 2

Teil 2: "Krieg ist Frieden" & "Ein Kreuzzug für die Zivilisation"



Werner Biermann und Arnold Klönne hinterfragen den „Kreuzzug für die Zivilisation“ indem sie sich detailliert mit der Situation in Afghanistan, den derzeitigen Machthabern und der Bedeutung der Region Zentralasiens für die Machtansprüche der USA beschäftigen. Im Mittelpunkt ihrer Darstellung stehen die gesellschaftlichen und (wirtschafts)politischen Veränderungen in Zentralasien, nach dem Ende des „Kalten Krieges“ ein nicht nur für die USA äußerst interessantes Gebiet. Deutlich wird, dass Afghanistan als strategische Schlüsselposition für den Zugriff bzw. die Kontrolle dieses Gebietes gesehen werden kann. Die mögliche Ausbeutung der Bodenschätze (Erdöl und Erdgas) und die Kontrolle der Pipelines ist kein unwesentliches Moment. Dazu kommt, dass sich von hier alle Atomkräfte bzw. deren Nuklearwaffenbasen in Schach halten lassen, die geringe Entfernung zu China oder Russland ermöglicht dies. „Das seit längerem beobachtet US-amerikanische Vordringen nach Zentralasien hat jetzt eine neue Schlagkraft gewonnen. Offenbar nimmt die letzte verbliebene Weltmacht Afghanistan als Ausgangspunkt für den Sprung in den zentralasiatischen Raum, die neben China bisher noch einzige Region außerhalb des internationalen US-Machtsystems.“ Im noch nicht endgültig geklärten Machtverhältnis zwischen den Grossmächten garantiert der Ausbau der Einflussnahme in dieser Region eine hervorragende Ausgangsposition für zukünftige Entwicklungen.

Interessant und informativ ist die Vorstellung einzelner Mitglieder der Regierung in Kabul: zum einen sind deren Kontakte und Verwicklungen mit der US- Regierung bzw. Erdölkonzernen aufschlußreich, zum anderen der persönliche Profit dieser warlords aus dem Drogenhandel, der wirtschaftlich trotz offizieller Beteuerungen weiterhin eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage zumindest dieser Männer sein wird. Ein Vertreter der irakischen Opposition im Exil bezeichnete die Mitglieder der afghanischen Regierung auf einer Veranstaltung Anfang 2002 allesamt als Verbrecher, nach der Lektüre ist diese Beurteilung erst recht nachzuvollziehen. Der moralische Anspruch der USA einen gerechten Krieg zu führen wird einmal mehr infrage gestellt. Nervig ist die Unterscheidung der Autoren zwischen Kapitalismus und „Schurkenkapitalismus“, ideologisch unlogisch und unnötig. Selbst wenn nach dem Zusammenbruch des realexistierenden Sozialismus dieser keine Alternative darstellt, ist das kapitalistische System dadurch nicht automatisch legitimiert und alternativlos.

Positiv, das Angebot hintergründiger Argumente gegen (diesen) Krieg.

Wolf Wetzel, „Krieg ist Frieden, über Bagdad, Srebenica, Genua, Kabul nach...“, Unrast Verlag, 2002, 14 Euro

Werner Biermann, Arno Klönne, „Ein Kreuzzug für die Zivilisation? Internationaler Terrorismus, Afghanistan und die Kriege der Zukunft“, PapyRossa Verlag, 2002, 15,50 Euro


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