Webwecker Bielefeld: Naturkundemuseum feitert 100-Jähriges (29.11.2006)

Naturkundemuseum feitert 100-Jähriges (29.11.2006)



Kinder sind Fans des namu

Von Manfred Horn

»namu« ist programmatischer Begriff: »Natur, Mensch, Umwelt«. Seit 2003 heißt das Naturkunde-Museum in Bielefeld so. Am vergangenen Donnerstag feierte es mit einem Festakt im Gymnasium Am Waldhof sein 100-jähriges Bestehen.

1906 in der Kaselowsky-Villa gegründet, hat das Naturkunde-Museum eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Denn keineswegs hatte das Museum die ganze Zeit über Ausstellungs-Räume. Die Kaselowsky-Villa – dort, wo heute die Kunsthalle steht – etwa wurde nach dem zweiten Weltkrieg als Haus für eine pädagogische Akademie bestimmt. Das Naturkunde-Museum schaute in die Röhre. Die Sammlung musste auf Dachböden von Schulen und in leerstehenden Fabrikräumen untergebracht werden. »Damals hat das Museum bestimmt die Hälfte seiner Sammlung verloren«, berichtet Isolde Wrazidlo, die seit 1999 das Museum leitet.In den 1950er Jahren war das Museum öffentlich nicht existent.

Erst 1964 beschloß der Rat, eine naturkundliche Abteilung im städtischen Museum einzurichten. Ein Mitarbeiter wurde dafür auch eingestellt, es war der spätere Museumsleiter Martin Büchner. So wurde die Sammlung wieder ausgepackt und in einem Gebäude an der Stapenhorst-Straße erstmals nach dem Krieg wieder ausgestellt. Doch das Haus Stapenhorst-Straße 1 wird 1977 abgerissen, es muss dem Fortschritt namens Ostwestfalen-Damm weichen. Die Sammlung wird in der Kreuzstraße 38 gelagert, Ausstellungsräume gibt es nicht mehr. Wieder beginnt eine politische Debatte um die Zukunft des Museums, die sich bis in die Mitte der 1980er Jahre hinzieht. Erst dann kann das Museum den Spiegel´schen Hof beziehen, ein Gebäude aus dem 16. Jahrhuntert. Endlich kann das Museum wieder dass tun, wozu es eigentlich da ist: Seine Exponate zeigen.

Das Gebäude ist seitens der Stadt allerdings nur als Provisorium gedacht. Das Naturkundemuseum bräuchte eigentlich mehr Platz. Die Rathaus-Politik stellt Überlegungen an, das Museum in die »Neue Hechelei« im Ravensberger Park zu verlegen, später soll es dann die »Alte Tischlerei« sein. Die Geschichte entwickelte sich bekanntlich anders, sonst wäre heute nicht das Kino Lichtwerk in der Alten Tischlerei untergekommen. Erst 2001 kehrt Ruhe ein: Das Museum soll da bleiben, wo es ist. Nun beginnt eine Zeit, in der der Spiegel´sche Hof fit gemacht werden muss für das Museum. Die Stadtwerke sagen eine Million Mark zu, die Dauerausstellung im Erdgeschoss samt neuem Museumsshop wird in den nächsten Monaten eröffnen.

Das ›namu‹ hat sich auch so in den vergangenen Jahren gemausert: 700 museumspädagogische Veranstaltungen mit 16.000 Teilnehmern in 2005 sind viel. Mit den normalen Ausstellungsbesuchern zusammen, suchten 2005 knapp 36.000 Menschen das Museum auf.

Wird die Dauerausstellung wiedereröffnet, ist die große geologische Sammlung wieder zu bewundern. Im Kellergeschoss sind farbenprächtige Mineralien untergebracht. Insgesamt 400.000 Objekte aus den Bereichen Biologie, Geologie, Mieralogie und Archäologie sind im Haus untergebracht, nur ein kleiner Teil davon kann auch gezeigt werden. Betreut wird die Sammlung von Ehrenamtlichen des Naturwissenschaftlichen Vereins. Der hat in der 100-jährigen Geschichte des namu immer eine herausragende Rolle gespielt: Er war Sammelstelle von Fundstücken, politischer Fürsprecher für das Museum und leistete viel ehrenamtliche Arbeit für das Museum.


Naturnahe Bildung im Sinne der Agenda 21

Mit der Umbenennung vom Naturkunde-Museum zum namu vollzog das Haus einen programmatischen Schritt. Von »handlungsorientierter Bildung für nachhaltige Entwicklung ganz im Sinne der Agenda 21« sprach Isolde Wrazidlo bei ihrer Festansprache. Der Mensch, die Ökologie und die Ökonomie sollen in den Haus zusammenkommen. Die Interdisziplinarität zeigte sich in den vergangenen Jahren auch schon in zahlreichen Sonderausstellungen, etwa zum Thema Papier. Erwähnt werden dann nicht nur stoffliche Prozesse – woraus entsteht eigentlich Papier – sondern auch, wie Papier hergestellt wird, zu welchem Preis es verkauft wird, wer die Arbeit hat und wer Gewinne macht und wer das Papier verbraucht.

Die jährlich 600 museumspädagogischen Angebote werden nicht alle im Haus durchgeführt sondern auch im Garten der Naturfreundejugend, im Wald und auf der Wiese. Die Museumspädagogen gehen auch in die Schulen und Kindergärten und führen vor Ort ein- bis mehrtätige Projekte durch – Museum Mobil nennt sich das dann. Zu den Angeboten für Erwachsene gehören besondere Führungen, Diavorträge, Beratungsstunden für Fossilien und Gesteinen sowie Zeichenkurse.


Irrsinn ist da

Am 26. November eröffnete im namu die Sonderausstellung ›Irrsinn‹. Die Ausstellung ist ein kleiner Teil der Ausstellung Phänomenta, die viele ungewöhnliche Erfahrungen ermöglicht und zum Erkunden naturwissenschaftlich-technischer Phänomene einlädt. Die Ausstellung Irrsinn wurde in der Phänomenta in Flensburg entwickelt. Wie entsteht aus einem Sinnesreiz ein Bild im Kopf? Auf vielfältige Weise lässt sich dies bei der Ausstellung erfahren – Fallstricke und Täuschungen inklusive.

 

Öffnungszeiten des Museums: Mi. - So. 10.00 - 17.00 Uhr., Mo. u. Di. geschlossen

Mehr Informationen auf den Seiten des Fördervereins: www.namu-ev.de

Führungen für Schulklassen und Kitas für die Ausstellung Irrsinn können Sie buchen unter: 0521/ 51 3762