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Frauen in der Resistance



Titel: Frauen in der Resistance""Ihr Frauen", sagt Favier, "kümmert euch um den Kleinen, gebt ihm Suppe zu essen und legt ihn hin, wenn er müde ist. Wir tragen ihn, wenn wir zu Jean aufbrechen." Ich stehe gehorsam auf. "Nicht Sie! Ich habe meine Frauen gemeint. Sie sind ja eine Mann! .Bleiben Sie bei uns." Ich betrachte meinen Bauch und denke an meine Auftritte bei der Gestapo mit der ewigen Leier von meiner unehelichen Schwangerschaft. Hat all das etwas Männliches? Warum muss das größte Kompliment, das ein Mann einer Frau machen kann, darin bestehen, ihr zu sagen: Sie schreiben, Sie arbeiten, Sie handeln wie ein Mann?...Ich war zutiefst gekränkt über dieses Urteil, das mich an einem Stereotyp maß. Diesem Mann, der uns empfängt und mich mit solcher Güte ansieht, antworte ich barsch: "Ich fühle mich als Frau sehr wohl in meiner Haut, wissen Sie; was ich getan habe, war die Arbeit einer Frau, einer schwangeren Frau obendrein, was Ihnen nie passieren wird!"" (Zitat aus: Lucie Aubrac, "Heldin aus Liebe - Eine Frau kämpft gegen die Gestapo", DTV, München, 2000)

Sicherlich eine typische Erfahrung, die Frauen, die aktiv ihren Beitrag in der französischen Resistance leisteten, machen mussten. Ihr Beitrag zur Befreiung Frankreichs vom Faschismus wurde bislang nicht im notwendigem Masse wahrgenommen bzw. unterschätzt. Frauen waren in unterschiedlicher Weise und mit den verschiedensten Aufgaben in der Resistance aktiv, hatten aber mit den üblichen patriarchalen Rollenvorstellungen zu kämpfen. Zum einen mussten sie selber mit eingeübten und gewohnten Mustern brechen, mussten eine neue Perspektive im eigenen Umfeld (Familie oder Freundeskreis) durchsetzen. Zum anderen mussten sie ihre Entschlossenheit und Tatkraft gegen die tradierten patriachalen Vorstellungen ihrer männlichen Mitstreiter beweisen. So weigerte sich z.B. der Militär und Traditionalist de Gaulle in London lange Zeit, Frauen aktive Aufgaben im Kampf gegen die Besatzung zu übertragen. Schwierig genug, in einer Zeit, in der es in Frankreich kein Stimmrecht für Frauen gab und die "KinderKücheKirche"-Propaganda öffentlich den Platz der Frauen in der Gesellschaft bestimmte. Diese für Frauen restriktive Propaganda wurde von Petain im Vichy-Frankreich fortgesetzt und verstärkt.

In ihrer Untersuchung über die Rolle der Frauen in der französischen Resistance interviewte Margaret Collins Weitz über achtzig ehemalige weibliche Widerständlerinnen, einige männliche sowie Familienangehörige. "Ich habe dabei versucht, ein so weites soziales, kulturelles, bildungsmäßiges und geographisches und politisches Spektrum einzubeziehen, wie überhaupt nur möglich." Es gelingt ihr anhand dieser vielen Einzelaussagen einen umfassenden Eindruck des Alltagsleben der Frauen im besetzen Frankreich und auch ihre unterschiedlichen Aktivitäten im Widerstand zu vermitteln. Nicht das Spektakuläre wird in den Vordergrund gerückt, sondern gerade die Lebensumstände und -bedingungen. Vor diesem Hintergrund lässt sich viel eher das Ausmass, der Aufwand und das nicht nur persönliche Risiko für einzelne Widerstandsaktivitäten einschätzen. Viele der Datenangaben im Text bieten eine sinnvolle zeitliche Chronologie. "Obwohl die Resistance etwas mehr als vier Jahre aktiv war, änderte sich während dieser Zeit die Lage in Frankreich stetig - zeitweise sogar von einem Tag auf den anderen. Die Einsätze wurden immer schwieriger und gefährlicher, je weiter der Krieg sich entwickelte und je mehr die Nazis ihren Zugriff festigten."