Webwecker Bielefeld: Teil 2

Teil 2: Frauen in der Resistance



Was verstanden die Kämpfenden eigentlich unter dem Begriff Widerstand? Für Petain war im August 1941 in einer vom Rundfunk übertragenen Rede klar, "dass die Notwendigkeit bestand, den Widerstand aller zu zerschlagen, die sich der Ordnung widersetzten." Der Historiker Henri Michel definiert ""Resistance" als jegliche Handlung, die die Bedingungen des Waffenstillstandsabkommens bricht, das Frankreich und Deutschland am 22.Juni 1940 unterzeichnet hatten, oder die im Widerspruch zur Anwendung dieser Bedingungen steht - unabhängig davon, wo diese Handlungen ausgeführt werden und von wem." Doch nicht alle weiblichen Widerstandskämpferinnen, deren Aktivitäten dieser Definition gerecht wurden, verstanden oder bewerteten ihren Beitrag als Widerstand, so z. B. die bereits zitierte Lucie Aubrac. Sie bewerte ihre ersten Aktivitäten 1940 als simple Reaktion auf die Niederlage, als Gewissensfrage. Allerdings: zu Beginn der Besatzung entschieden sich erst wenige Menschen für diesen Schritt. Mögliche Gründe stellten u.a. Patriotismus, moralische und religiöse Grundüberzeugungen, politische Einstellungen und Visionen aber auch Abenteuerlust, Lust auf Veränderung dar. Bei Kriegsende waren viele französische Menschen in der Resistance aktiv, die Nachkriegsregierung erkannte offiziell 220.000 Männer und Frauen als WiderständlerInnen an. Darin nicht enthalten sind die, die unbekannt blieben, umkamen oder ihr Vorkriegsleben wieder aufnahmen. "Neben denen, die sich Netzwerken oder Gruppierungen anschlossen, gab es noch viele, die der Resistance auf andere Weise halfen. Frauen, die von der Gestapo gesuchte Personen versteckten - einen politischen Flüchtling, einen Juden, einen alliierten Flieger oder einen resistant - riskierten bei ihrer Entdeckung den Tod, während sie davon ausgehen konnten, das Flieger oder Soldaten in ein Kriegsgefangenenlager geschickt werden würden. Viele dieser Frauen gehörten aber nicht unbedingt einer Resistance-Organisation an. Auch Frauen, die in den Städten blieben und insgeheim maquis-Einheiten unterstützten, riskierten mehr als die Männer des maquis, die sich auf dem Land versteckten und zumeist bewaffnet waren."

Deutlich wird, dass Frauen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster Ansichten in allen Bereichen der Resistance aktiv waren. Sie organisierten Werkstätten und das nötige Material, sie druckten illegale Zeitungen, schrieben Artikel, um der faschistischen Propaganda etwas entgegenzusetzen, zum Widerstand aufzurufen. Sie waren als Botinnen, Kundschafterinnen und Verbindungsagentinnen tätig. Sie organisierten Fluchten: Jüdische Menschen, Erwachsene und Kinder wurden über die Grenze geschmuggelt, um sie vor der Deportation zu retten. KampfgefährtInnen wurden aus Lagern oder den Händen der Gestapo befreit. Sie organisierten bzw. unterstützen die maquis-Einheiten, vom Unterricht in Kampftechniken über ideologischen Fragen bis hin zur Ernährung. Sie hatten das Kommando über mehrere tausend Männer. Sie kämpften mit der Waffe. Sie fälschten Papiere und vieles mehr. Und neben diesen Tätigkeiten lastete i.d.R. auch in den Organisationen die Verantwortung der Reproduktionsarbeit auf den Frauen. Ob es darum ging, Gefangene in Haft mit Wäsche und Nahrung zu versorgen, die Menschen im maquis mit Lebensmitteln zu unterstützen, vor oder nach einem wichtigem Treffen ein gehaltvolles Essen bereitzustellen oder versteckte Menschen zu versorgen, gegebenenfalls eine Unterkunft, ein Bett zu organisieren. Diese Aufgabenverteilung schien selbstverständlich und blieb unhinterfragt. Margaret Collins Weitz macht deutlich, dass es unter diesen Umständen sowohl zu gewollten Liebesbeziehungen, die nicht immer gern gesehen wurden, kam, aber auch zu sexuellen Belästigungen und -übergriffen, bis heute ein Tabu.