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»Eliten-Antisemitismus in Nazikontinuität« (Teil 2)



Es gibt ja eine schriftliche Vorlage für die Rede, nämlich das Buch von Johannes Rogalla von Bieberstein. Der sagt jetzt, er könne nichts dafür, wenn sich Rechte wie Hohmann bei ihm bedienen. Was sagen Sie dazu?

Tatsächlich kann man immer nur begrenzt etwas für die Rezeption seines eigenen Textes. Einen Text nur anhand seiner Rezeption zu beurteilen, ist, wie Max Horkheimer sagte, tatsächlich barbarisch. Nur: Erstens hat es der Text Rogalla von Biebersteins in sich, weil er eine gewisse Realität des Mythos vom »jüdischen Bolschewismus« unterstellt. Zweitens gehört ja zur Rezeption eines Textes auch, wo man ihn selbst als Autor platziert, welches Zielpublikum man sich sucht. Und da muss man bezüglich dieses Buches sagen, es passt, wie der Hintern auf den Eimer, dass sich nun die extreme Rechte in Deutschland auf dieses Buch stützt und auch der rechte Rand der Union. Das Buch ist erschienen in einem Dresdner Verlag namens edition antaios. Das ist sozusagen der Hausverlag des Instituts für Staatspolitik, das ist ein freies Institut aus dem Umfeld der rechtsextremen Wochenzeitung »Junge Freiheit«. Der große Macher dort ist der Historiker und Geschichtslehrer Karlheinz Weißmann, dem Rogalla von Bieberstein im Vorwort seines Buches auch für dessen Mithilfe dankt. Über diesen Verlag hat dieses Buch dann eben auch sein Zielpublikum erreicht und der Autor kann im Nachhinein nicht sagen: »Da kann ich nichts dafür.« Wenn man sich in eine Buchfabrik der extremen Rechten begibt, dann darf man sich nicht wundern.

Nun gibt es ja auch von Martin Hohmann Verbindungen zu diesem Karlheinz Weißmann, zum Beispiel über den Bund der Selbständigen in NRW, in dem beide Mitglied sind. Da gibt es dann diese Verbindung Hohmann, Weißmann, Bieberstein. Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen gruselig, wenn man sich ansieht, wer da mit wem in welchen Zirkeln zusammenhockt. Wie sehen Sie das?

Gruselig ist ein schönes Bild. Wir können jetzt hier nicht die komplette Geisterbahn darstellen, da wäre immens viel aufzurollen. Nennen wir einfach mal ein paar Zusammenhänge, die dicht sind. Martin Hohmann war beispielsweise im letzten Sommer auf dem großen Sommerfest der rechtsextremen Wochenzeitung »Junge Freiheit« zu Gast. Er hat auch - neben einigen anderen christdemokratischen Bundestagsabgeordneten und dann auch Landtagsabgeordneten in NRW - mit der »Jungen Freiheit« kooperiert in der Auseinandersetzung der Zeitung mit dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz, gegen den dann Kleine Anfragen im Parlament gestellt worden sind. Das kam eben aus so einem Hohmann-Umfeld. Hohmann ist dafür bekannt, dass er einerseits in der Union tätig ist, andererseits aber am rechten Rand der Union in diversen Organisationen ein- und ausgeht. Das sind zum Teil recht harte Zusammenhänge. Zu vielen bestanden über seine Homepage Links, viele von denen sind jetzt abgestellt worden.

Was für Organisationen sind das?

Ich will zwei Gruppen nennen: Einmal war das der AKC, Arbeitskreis Konservativer Christen, der sich mittlerweile frustriert aufgelöst haben, weil es in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gebe. Deren Grundsatzpapier ist im Internet nachzulesen gewesen mit einem Geleitwort von Martin Hohmann. Auf der Seite des AKC war im November, als die Rede diskutiert wurde, unter anderem ein kleiner Text, in dem die Opferzahlen der Shoah mal eben um 1,5 bis 2,5 Millionen runtergerechnet wurden. Ein zweiter wichtiger Zusammenhang ist die »Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft« in Hamburg.