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Klartext auf dem Boulevard (Möllemann liest, 07.05.2003)



Etwa 30 Menschen protestierten am Dienstag gegen einen Auftritt von Jürgen W. Möllemann in der Buchhandlung Boulevard am Jahnplatz. Der las dort vor 200 Zuschauern aus seinem Buch »Klartext. Für Deutschland Möllemann.« Am Eingang der Buchhandlung standen vier große, starke Männer in schwarzer Kleidung, Einlass gewährten sie nur denjenigen, die über Karten verfügten.

Zur Demonstration aufgerufen hatte die Detmolder Georg-Weerth-Gesellschaft. Auf Transparenten forderten die Demonstranten Solidarität mit Israel und die Bekämpfung von Rassismus. Redner warfen Möllemann Antisemitismus vor und erinnerten an seine Attacken gegen den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedmann. Er heroisiere zudem »antisemitische Terroristen und ihre nationalistischen Mythen«, so ein Redner. Möllemanns Buch sei »ein Zeugnis vollendeten Wahns und unbändiger Paranoia, die keinem klaren Gedanken mehr Platz lassen«, zweifelte er die geistige Gesundheit des Politikers an.

Ein anderer Redner charakterisierte anhand von Passagen aus dem Buch die Figur des faschistischen Führers. Zu dessen Wesen gehöre es, sich mit dem »kleinen Mann« zu identifizieren. Dies tue der Führer aber nicht, um sich mit dem auf eine Stufe zu stellen, erklärte der Vertreter der Georg-Weerth-Gesellschaft. Vielmehr solle der kleine Mann in dem Führer den großen Mann erkennen der seine Nöte versteht. »Der Führer, soll der Kleine Mann meinen, leidet unter dem selben egoistischen, feigen, hinterhältigen Pack, den Parteien, die, laut Möllemann „mit den Interessengruppen unter einer Decke stecken und immer nur reden, statt zu handeln“ , den „Lobbyisten und Experten“, den Gewerkschaftsfunktionären und den Intellektuellen«, so der Redner.

Nach Beginn der Lesung löste sich die Demonstration auf. Möllemann selbst bekamen die Demonstranten nicht zu Gesicht, er nutzte den Hintereingang des Boulevards. Ein anderer Rechter wurde hingegen gesichtet: Während der Kundgebung schlich Meinhard Otto Elbing, eine der zentralen Figuren der regionalen Neonaziszene, um den Jahnplatz.